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Corona und der Grosse Bruder

Endlich haben Bundesrat Berset und sein BAG ein Informatik-Projekt rasch und erfolgreich eingeführt. Nach dem Telefax-Debakel zu Beginn der Pandemie und anderen Misserfolgen ist das Covid-Zertifikat auf dem Handy eine technische Meisterleistung der Digitalisierung. Politisch stellt es indessen keine Meisterleistung dar.

Das digitale Zertifikat, das rechtlich mit einer Zertifikatspflicht verbunden ist, ist ein Teufelsinstrument. Es ermöglicht, ja, erzwingt die Erziehung der Bevölkerung durch Regierung und Administration. Wer sich regierungskonform verhält, wird mit persönlichen Freiheiten belohnt. Die uneinsichtigen, unvernünftigen Nonkonformisten werden bestraft. Der Staat beschützt die Unvernünftigen vor sich selbst.

Peter Kuster stellte kürzlich im «Nebelspalter» die richtige Frage: «Da nun die ganze Infrastruktur für das Zertifikat aufgebaut ist und sich der Betrieb bestens eingespielt hat, sollten wir […] darüber sprechen, für welche zusätzlichen Zwecke das Instrument künftig eingesetzt werden könnte.»

Neue Ziele

Die Auswahl an staatlichen Überwachungsideen ist riesig. Allein im Gesundheitswesen könnte man mit dem Zertifikat viele Menschen vor sich selbst und die Spitäler vor Patienten schützen: Alkoholliebhaber, Raucher, Übergewichtige, Drogenabhängige und Medikamenten-Missbraucher liessen sich damit hervorragend diskriminieren, und die Guten entsprechend belohnen.

Die Triage könnte in der Notfallaufnahme oder auch beim Hausarzt erfolgen. Alles ist auf dem Handy aufgeführt, und ohne ID wäre ohnehin nichts mehr erhältlich. Das Zertifikat liesse sich in einem nächsten Schritt auch auf der ID registrieren, die Chips sind ja heute so leistungsfähig.

Die Rettung des Klimas

Unbedingt einzusetzen wäre das Zertifikat auch für die Rettung des Planeten vor der Klimakatastrophe. Wer zu viel Benzin tankt, erhält dank dem Zertifikat für den Rest des Monats keinen Treibstoff mehr. Man könnte die Kompetenz beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS ansiedeln, das im Gefährdungsdossier 2020 feststellte, dass im Sommer 2003 «in Europa die Hitzewelle bei rund 70 000 meist älteren Menschen zum Tod führte».

Konkret vorgeschlagen wurde vom «beratenden Organ für Fragen der Klimaänderung»: «Die Bürgerinnen und Bürger stimmen ihre Käufe von Gütern und Dienstleistungen auf persona­lisierte CO2-Budgets ab». Da wäre das Zertifikat enorm hilfreich. Umgesetzt werden könnte dank dem Zertifikat auch «das Instrument der Klimadividende mit einer voll­ständigen Rückerstattung an die Individuen».

Zuversichtlich lässt sich voraussagen, dass es für jedes Bundesamt eine Applikation geben dürfte, mit der die Einwohnerinnen und Einwohner zu einem besseren Leben gezwungen werden können. Das «bessere Leben» wird von der Bundesverwaltung definiert.

Vorbild 1984

Kommt Ihnen das bekannt vor? George Orwell zeichnet in seinem 1949 veröffentlichen Roman «1984» das Schreckensbild eines totalitären Überwachungsstaates.

Die Hauptfigur, Winston Smith, arbeitet im Ministerium für Wahrheit. Er, wie auch alle anderen, wird von der allgegenwärtigen Gedankenpolizei permanent überwacht, und zwar mit Hilfe von nicht abschaltbaren Geräten, die sowohl Daten empfangen wie auch senden können. Sie sind unseren neuen Zertifikats-Handys erstaunlich ähnlich. Im Hintergrund lenkt der allgegenwärtige «Grosse Bruder» das Geschehen: «Big Brother is watching you».

Der Orwell’sche Roman gehört zu den düsteren Werken der modernen Literatur.

Vorbild China 2021

Auch ohne den Vorwand der Corona-Pandemie hat sich China frühzeitig auf den Weg der Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung begeben. Die chinesische Regierung überwacht mittels eines digitalen Sozialkreditsystems die Bevölkerung. Sich konform verhaltende Bürgerinnen und Bürger werden belohnt, Fehlverhalten wird bestraft.

Jedem Bürger und jeder Bürgerin wird eine Zahl zugeordnet, die aussagt, wie ehrlich, wie kreditwürdig, wie parteitreu sie oder er ist. Die wichtigste Quelle des Sozialkreditsystems tragen 1,1 Milliarden Menschen mit sich herum: ihre Smartphones.

Aber auch andere Quellen liefern Informationen: Soziale Medien, Suchprogramme, Einkaufdaten und auch das Strafregister.

Jedermann startet mit einem Grundguthaben an Punkten, für «gutes» Verhalten bekommt man weitere Punkte hinzu, für «schlechtes» Verhalten werden Punkte abgezogen.

2018 berichtete das Schweizer Fernsehen SF unter dem Titel «Der perfekte Chinese» von einem chinesischen Investigativ-Journalisten, bei dem beim Buchen einer Flugreise folgende Meldung aufschien: «Sie sind keine vertrauenswürdige Person, leider können wir Ihre Buchung nicht durchführen.» Sein Punktevorrat war aufgebraucht.

 Der 28. November 2021

In gut einem Monat stimmen wir über die «Änderung vom 19. März 2021 des Covid-19-Gesetzes» ab. Wer nicht will, dass «der Bundesrat die Kriterien und Richtwerte für Einschränkungen und Erleichterungen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens festlegt» (Art. 1a des Covid-19-Gesetzes), geht an die Urne und stimmt NEIN.

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Publiziert von Hans Geiger

Hans Geiger ist em. Professor für Bankwesen, wohnhaft in Weiningen ZH.

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11 Kommentare

  1. Am 28. November werde ich JA stimmen.

    Meine Begründung: Ich bin ein Patriot und ein Freund der Bundesverfassung. Zudem benötige ich die Zertifikatslösung für Ferien im Ausland. Hat übrigens vor Kurzem im Südtirol bestens funktioniert. Italien ist da wohl einen guten Schritt weiter als wir.

    Beim Besuch eines Konzertes, Handballmatches oder eines Restaurants fühle ich mich sehr sicher, weil ich weiss, dass alle anderen Besucher auch zertifiziert sind.

    • Viele Menschen handeln wie Sie nach dem Gefühl und nicht rational.
      Zertifikate brauchen Sie nicht für das Ausland. Ein Nachweis, wie auch immer er heissen möge, wird es geben, gibt es schon.
      Bequemlich- und Gutgläubigkeit sind die grössere Gefahr.
      Wie sonst lässt es sich erklären, dass Sie anscheinend nicht wissen, dass z.B. in Deutschland, wo jetzt ca. 70-80% geimpft sind, mehr «Inzidenzfälle» gibt als genau vor einem Jahr, wo 0% geimpft waren? Nicht das ich etwas geben würde auf Inzidenfälle oder «Fälle» allgemein, aber die Befürworter legen Wert darauf, aber nur wenn es ihnen passt.
      Nur Vieh kann man zertifizieren, nicht Menschen.
      Ich habe mich bis jetzt weder testen lassen noch impfen, nie werde ich je so ein «Vieh-Zertifikat» in Anspruch nehmen.
      Deshalb werde ich mit NEIN stimmen.

  2. Ich glaube die Leute haben noch nicht begriffen, dass es hier nicht darum geht ob wir eine Pandemie haben oder nicht, ob die Impfung nötig und sicher ist oder nicht.

    Es geht hier um die unveräusserlichen Menschenrechte.

    Und diese dürfen unter keinem Vorwand, auch nicht zeitweise, je wieder ausgesetzt werden. Das sind die Lehren aus dem 2. Weltkrieg. Das Individuum darf nie wieder einem vermeintlich höherem Gut geopfert werden, weder Sicherheit, noch Gesundheit oder sonst was.

  3. Es scheint den tapferen «Freiheitskämpfern» definitiv aus dem Blickfeld geraten zu sein, dass die Pandemie in erster Linie ein ungelöstes medizinisches Problem ist, das nach wie vor die ganze Bevölkerung betrifft und potentiell bedroht. Wie sonst wäre es zu erklären, dass sich mittlerweile jedermann, ob Lastwagenchauffeur oder pensionierter Banker, zuständig wähnt, besser zu wissen was zu tun ist. Oder werden in Zukunft nun auch Bankfachleute und Politiker die Therapie selbst bestimmen, wenn sie Krebs haben?
    Die Massnahmen der Behörden beruhen nach wie vor vorwiegend auf medizinischen Einschätzungen von Experten, welche medizinisch denken und – angesichts der Gleichzeitigkeit von Erforschung und Therapie – durchaus auch widersprüchliche medizinische Einschätzungen haben können. In jeder Forschung gibt es Widersprüche. Deren öffentliche Diskussion und politische Ausschlachtung hat mittlerweile zu grossen Verwirrungen unter den Leuten geführt. Jeder Stammtisch wollte plötzlich medizinische Fachdiskussionen führen. Welche Absurdität!
    Dass die Behörden (BR und BAG) vor allem zu Beginn der Pandemie z.T. unqualifiziert informiert und auch verlogen gehandelt hat (z.B. Masken), hat die Verwirrung befeuert und ist nach wie vor scharf zu kritisieren.
    Aber die Verleugnung des fortbestehenden virulenten medizinischen Problems (im wahrsten Wortsinn), die absurde Dämonisierung der Impfung aufgrund von pseudowissenschaftlichen «Fakenews» und die Hochstilisierung der Massnahmenverweigerung als «Freiheitskampf» ist jenseits allen gesunden Menschenverstandes.
    Die – unreflektierte oder zynische – Bewirtschaftung und Förderung derart irrationaler Überzeugungen durch rechtskonservative «Influencer» und Politiker ist unsinnig und für unser Land peinlich. Vor allem aber schadet diese hochgekochte Panikmache gegen eine vermeintliche «Unterdrückung» – fragen Sie mal die Uiguren oder Belarussen, was Unterdrückung ist! – nebst der Bekämpfung der Pandemie vor allem den echten konservativen Anliegen z.B. in Sachen Migration und Islamismus.
    Die SVP gewinnt mit ihrem Irrlauf vielleicht vorüberggehend emotionalisierte Protestwähler, diskreditiert sich aber bei besonnen Bürgern auf dramatische Weise.

  4. …»für welche zusätzlichen Zwecke das Instrument künftig eingesetzt werden könnte…» Das kommt mir alles so bekannt vor. Gut hundert Jahre ist es her, da hiess es: «In der Einigkeit liegt unsere Stärke» und: jeder Bürger über 16 Jahren musste ein Zertifikat, damals genannt «Arbeitsbuch» haben. Wer sich für eine Stelle oder Wohnung bewarb, Brotkarten beziehen wollte oder für eine Schule anmeldete, musste das «Arbeitsbuch» vorlegen und abstempeln lassen. Dieses neue Zertifikat, dieses Arbeitsbuch, berechtigte die Menschen überhaupt erst zu leben. In Nachbarländern ist heute die Entwicklung soweit fortgeschritten, dass Menschen ohne dieses Zertifikat, dieses «Arbeitsbuch», nicht arbeiten können und kein Geld erhalten. Leben und arbeiten, sind auch damals Begriffe gewesen, die synonym verwendet wurden. Und auf diesem Zertifikat, diesem «Arbeitsbuch», stand auf der ersten Seite in Grossbuchstaben: «Proletarier aller Länder Vereinigt euch!» Ja, und das Resultat kennen wir alle.

  5. Nur der » heilige Vater » 🐸🐸🐸 in Rom 🏛💒 darf Menschen : heilig –
    sprechen !😇😇
    Der Bundesrat darf das nicht – das Zertifikat gilt nur für die Zeit dieser Pandemie – wenn sie beendet ist , können wir das Zertifikat auf den Mond schiessen – 💣🔭

    Ich werde » ja » stimmen : für das Covid – Gesetz -👍🤗🍻

    Die Schweiz ist zu klein um » big brother and big sister » zu
    installieren
    Nobody is watching me – nun will ich den Herbst geniessen 🍃🍁🍂🍁🍄🌿🎋

  6. Besten Dank Herr Geiger, ein sehr guter Artikel. Ja, ich bin der festen Überzeugung, dass die weltumspannenden Schlagthemen, vor allem Covid und Klima, dazu benutzt werden, die politischen Freiheiten der demokratisch geprägten Zivilisationen einzuschränken und zu steuern.
    Der Mensch lebt nicht im Paradies, dies zeigt uns der Verlauf der Geschichte. Es gibt aber eine gesicherte Hoffnung auf bessere Zeiten, nicht aus unseren Werken, sondern aus unserem Glauben an Gott und Jesus Christus. Heute, unter unsicheren irdischen Bedingungen lebend, müssen wir für unsere gesellschaftliche und persönliche Freiheit kämpfen, gerade so, wie es bereits Generationen vor uns erfolgreich getan haben. Der freie Mensch wird nicht daran denken, die Zukunft seiner Kinder, dem, vom Widersacher geleiteten, Machthunger, der Respektlosigkeit und den Utopien zu überlassen.

  7. Ob das eine Technische Meisterleistung ist? Eher und deutlich nein! Eher ein Projekt von lausiger Relevanz und Letztlich, wenig sinnvoller Wirkung. Wie sie das Zertifikat mitschleppen, ob auf Papier oder in Digitaler Form fast egal. Die ganze Sache ist und muss eh wie noch vieles mehr zentral erfasst werden, vormals wurde das eben etwas aufwändiger und mindestens so akribisch erfasst und in Registern ,,abgespeichert». Fragen sollte man ob ALLE Daten direkt online abrufbar sein müssen? „Meisterleistung“ eher auf einer sehr untergeordneten Relevanz. Der bis dato, aufgestellte Datenerfassung und Auswertung, fehlt es bis aktuell an Relevanz und Aussagekraft schlicht das blanke Chaos. Da wurde ein Kontaktdatenhype aufgezogen an Stelle von Zb. Datenerfassung mit oder ohne Covid-l9 verstorben sowie weiterer relevanter Daten.Das praktisch gleiche Chaos mit der lmpferei wild chaotisch drauflos, ob nötig oder nicht zielführend oder gar schädlich offenbar voll egal, einfach panischer Gegen- Sturmangriff.Die in diesen IT- Projekten Beschäftigten währen vermutlich besser Zb. in den Spitälern zur entsprechenden Datenerfassung und Entlastung des Fachpersonals zu gewiesen, eben gewesen, dummerweise bis heute NICHT der Fall. Da wurde ein Pandemiegesetz mit umfangreichen Direktkompetenzen des Bundesrates in die Schweizer ,,Landschaft» gestellt, die für einen solchenFall zwingend notwendige Kommunikation, Melde und Auswertunginfrastruktur wurde offenbar glatt vergessen.Auch hier, muss jeder Fall personifiziert werden oder nicht er muss NICHT, entscheidend sind die Relevanten vor Ort erfassten Gesamtlagedaten. Die in diesen Projekten beschäftigten währen besser Zb. den Spitälern zur entsprechenden Datenerfassung und Entlastung des Fachpersonals zugewiesen worden eben gewesen, dummerweise bis heute NICHT einmal ansatzweise der Fall.
    Das ganze ist und bleibt ein peinliches Versagen des zuständigen Departement Chef und des im unterstellten BAG.
    (Das mit der sog. Taskforce und den Mainstream- Medien ist ein übles Kapitel für sich.)
    Mit einer sooooooo aufgestellten Melde, Auswertung, in konkrete zielführende operative Planung gegossene und absteigend Führungsorganisation mit entsprechender Infrastruktur, kann man unmöglich einen Militärischen Feldzug gewinnen.Ganz klar auch keinen Pandemisch Medizinischen gegen ein Virus. Bis heute ist die tatsächliche Kampfkraft dieser Virenarmee nicht annähernd sauber geklärt, der abwehr und Gegenangriff das blanke Hirnlose Chaos. Darum am 28.11. 2021 weg mit dem aktuellen Pandemiegesetz alles von Grund auf neu aufstellen, ansonsten droht eine Wiederholung, in einer erneuten GEISTER oder tatsächlichen Pandemie ! Punkt.
    1984? Hmmmm? 🤦‍♂️🤦‍♀️😉 Warten auf Godot und oder Seldwyla wäre eher zutreffender?!!!
    Freundliche Grüsse.

  8. Das heutige Szenario ist gut beschrieben, China lässt grüssen.
    Wer NEIN stimmt am 28. November ist gut beraten.
    Den Ablauf des Kapitels «Offenbarung» dürften wir
    allerdings nur noch mit «Betet, freie Schweizer, betet!»
    beeinflussen können. Wenden wir uns vertrauensvoll
    an unsern Landesvater, den Hl. Bruder Klaus.

  9. Wer wirklich gegen den Grossen Bruder kämpfen will, muss Facebook (inkl. WhatsApp und Instagram), Google, Amazon & Uber boykottieren. Es gibt genug Alternativen, inkl. aus der Schweiz.

    Das Covid Gesetz hat damit nichts zu tun und ich werde dafür stimmen.

Nur halbrichtig

Filmsteuer NEIN!