Dass der erste Schnee dann, wenn er relativ früh und eher ausgiebig fällt, den Verkehr zusammenbrechen lässt – damit ist zu rechnen.
Da müssen lediglich einige Fahrzeuge ohne Winterbereifung unterwegs sein. Dann sind Verkehrszusammenbrüche selbst bei bloss geringen Steigungen unausweichlich.
Die Hauptfrage lautet dann: Wie lange dauert es, bis die dafür geschaffenen Verwaltungsstellen mithilfe ihrer Einsatzteams die Lage wieder im Griff haben?
Drei Tage ohne Trams
Der Strassenverkehr rollt in aller Regel nach einigen Stunden auf geräumten und gesalzenen Strassen wieder weitgehend normal.
Was aber musste im November 2024 der öffentliche Verkehr über sich ergehen lassen? In zwei Schweizer Grossstädten – in Basel und in Bern – dauerte es zwei, teils sogar drei Tage, bis der Tramverkehr wieder fahrplanmässig verkehren konnte. Ob diejenigen, die auf funktionierenden öffentlichen Verkehr angewiesen gewesen wären, Entschädigung erhalten für den Ausfall produktiver Tätigkeit in ihren Betrieben?
Ist wenigstens in dieser Frage Verlass auf die Medien, so sollen insgesamt 28 Zentimeter Schnee den teils Dreitage-Ausfall im öffentlichen Tramverkehr verursacht haben – 28 Zentimeter! Keine Spur von meterhohen Schneeverwehungen!
Erklärungsbedürftig ist die dreitägige Teil-Stilllegung nicht zuletzt auch deshalb, weil der öffentliche Verkehr in den beiden namentlich genannten Städten im Status eines täglich beweihräucherten Fetischs steht.
Vermutungen und Gründe
Es stellt sich die Frage: Stehen die Funktionärsebenen in den öffentlichen Verwaltungen bereits derart im Bann der täglich von den Medien beschworenen Klima-Erwärmung, dass der Gedanke, es könnte im Winter auch heutzutage gelegentlich einmal schneien, ihrem Gedächtnis bereits völlig entschwunden ist?
Dem wäre immerhin entgegenzuhalten, dass in manchen Schweizer Städten fast auf den Tag genau vor einem Jahr ein absolut vergleichbarer früher Schneefall Tatsache geworden ist – mit genau den gleichen Folge-Erscheinungen, wie sie auch 2024 wieder eingetreten sind. An diesen letztjährigen Schneefall dürften sich doch selbst Klima-Erwärmungs-Beschwörer noch erinnern können?
Kann es allenfalls auch sein, dass die Verantwortlichen für die Räumungsequipen in Rot-Grün-Städten ihren Amtspflichten etwas freizeitausgerichteter nachgehen als ihre Vorgänger zu Zeiten, da in Schweizer Städten auch noch Bürgerliche in der Verantwortung standen? Solch veränderte Arbeitseinstellung könnte sich also auswirken, wenn – wie vor wenigen Tagen – der grosse Schneefall just dann einsetzt, wenn die Funktionäre den ihnen vertraglich gesicherten Feierabend antreten.
Vortritt dem Velo?
Rot-Grün lamentiert seit dem «grossen Schneefall» pausenlos und lautstark, es müsse in Städten eben – koste es buchstäblich, was immer es wolle – dem Velo-Verkehr (gemäss einschlägigem Rot-Grün-Wortschatz dem «Langsam-Verkehr») der absolute Vorrang eingeräumt werden. Auch bezüglich Schneeräumung.
Wie aber können Strassen, selbst Velostreifen vom Schnee geräumt werden, wenn dem Auto – auch den Räumfahrzeugen – die Verkehrsteilnahme verunmöglicht wird? Das Fahrrad, auch wenn es vergöttlicht wird, dürfte trotz aller ideologisch motivierten Erhöhung weder zum Schneeräumen noch zum Salzen eingesetzt werden können. Wie bei absoluter Priorisierung des Fahrrads der Verkehr nach Schneefall wieder ins Rollen kommen soll, bleibt somit das Geheimnis der Velo-Fetischisten.
Und wie soll die – oft bereits zu Nachtzeiten erfolgende – Versorgung der für den Lebensunterhalt der Bevölkerung notwendigen Verkaufsgeschäfte abgewickelt werden, wenn Strassen nur für den Veloverkehr geräumt werden? Soll die Versorgung dann per Lastenvelo geschehen? Und wie sollen Busse verkehren, wenn nur Radwege geräumt werden? Und was geschieht mit den Schneehaufen, die auf Tramschienen liegen bleiben? Darf man im Blick auf solche Bedürfnisse von beamteten Ideologen nicht auch ein wenig Kompetenz verlangen?
Rettungseinsätze für Verletzte und Kranke – allenfalls auch bei zeitweise starkem Schneefall lebensnotwendig: Fallen sie aus, wenn Schneeräumung nur dem Veloverkehr zugute kommen soll?
Die moderne Stadt und ihre Bedürfnisse
Vielleicht – das sei den Freunden des Zweirads hier in Erinnerung gerufen – ist gemischter Verkehr, wo unterschiedliche Fahrzeuge unterschiedlicher Grösse, unterschiedlichen Gewichts und unterschiedlichen Antriebs verkehren, doch etwas, was zur modernen, gut versorgten Stadt gehören muss, wenn Leben dort lebenswert bleiben soll.
Und wenigstens ganz zum Schluss darf vielleicht auch noch ganz leise in Erinnerung gerufen werden, dass eine lebendige Stadt ohne Leistungsträger auf die Länge kaum existieren kann. Gewerbler, die Dienstleistungen zugunsten anderer erbringen, die Geräte anschliessen, Reparaturen ausführen, Installationen ersetzen: Gehören sie nicht auch zu einer lebendigen Stadt im 21. Jahrhundert? Sollen sie das, was sie zur Auftragsausführung benötigen – Werkzeuge, Baumaterialien, Maschinen – etwa per Tram transportieren, bis sie damit dort eintreffen, wo nach ihnen gerufen worden ist?
Oder sollen die Städte von heute rigoros jenen Rot-Grün-Exponenten – den selbsternannten Gutmenschen – reserviert werden, die sich darauf beschränken, von den von ihnen bestimmten Funktionären damit beliefern zu lassen, wonach es sie gelüstet oder was sie benötigen? Wobei die Funktionäre auch noch dafür zu sorgen haben, dass alle Leistungsträger geschröpft werden, auf dass die Gutmenschen ihr Leben sorgenfrei geniessen und gestalten können, ohne dass sie sich selbst um ihren Lebensunterhalt zu kümmern brauchen?
Hervorragend geschrieben. Eigentlich nur schade, dass der Artikel nicht im Tagi oder der NZZ erscheint. Ich könnte mir diesen Artikel sogar im Blick vorstellen. Möglicherweise fehlt aber die äquivalente Schriftgrösse.
Herr Schlüer, auf den Punkt getroffen! Eine doppelte Zumutung für die, die das bezahlen dürfen…
Selbsverantwortung, Zuverlässigkeit, müssen in den gewerkschaftlichen Lohnforderungen Priorität haben und dementsprechend entlöhnt werden.
Die ganz einfache Antwort auf die Titelfrage lautet NEIN.
Grüezi Herr Schlüer
Vielen Dank, super, wie Sie den Links-Grünen in den links-grün regierten grösseren Städten wie Basel u Zürich deren Versagen mit ihrem Velo-Fetischismus vorhalten! Ihr ironisches Vorhalten gefällt mir!
Seit ca. 30 Jahren dasselbe: Flugverkehr, Schienenverkehr und z.T. auch Strassenverkehr nach Schneefall paralysiert. Wir sind kein Tropenland, dass zum ersten Mal Schnee erlebt. Da müssen doch Einsatzpläne vorhanden sein. Siehe USA mit Blizzards und Russland mit ebenso starkem Schneefall. Dort weiss man automatisch was zu tun ist. Wir sind nun mal nicht in Florida sondern ein alpines Land. Und dass sich trotz Schnee Velofahrer auf der Strasse bewegen ist kriminell. Habe an dem Tag einige fallen sehen, auch idiotische Roller-Fahrer. Selbsterhaltungstrieb gleich Null.
Bravo ! Super Artikel !
Nach der verlorenen Abstimmung über den Autobahnausbau, kommt es wie es kommen musste. Die Begehrlichkeiten der Linken (Äbischer ist ein oberlinker SP-Fuzzi) wächst nun ins unendliche. Das Geld, das vom Staat den Motorisierten abgezwackt wurde, wird nun zu den öffentlichen Verkehrsmitteln fliessen. Vielleicht ärgern sich dann sogar einige Linke darüber..
Kaum ist die Abstimmung vorbei, wird von den Bahnen ein Riesenfinanzloch gefunden und im SRF suggeriert, Mann könne doch jetzt die Bahn mit dem «Auto Geld» alimentieren … Passt wunderbar !!!
Absolut alles richtig. Danke Herr Dr. Schlüer.
Die Velo-Vignette hätte man nie abschaffen dürfen. Auch die Velo-Klingel ist sehr wichtig und musste früher auch beschriftet sein.