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Du sollst nicht spenden

Nachlese zur Konzernverantwortungsinitiative

Die orangen Fahnen werden eingezogen. Am letzten Wochenende wurde die Konzernverantwortungsinitiative dank dem Ständemehr bachab geschickt.

Voraus ging eine generalstabsmässig geplante fünfjährige Kampagne von über hundert Nichtregierungsorganisationen (NGO), auch «Hilfswerke» genannt, den Landeskirchen und politischen Parteien mit fast unbeschränkten finanziellen Mitteln.

Leere Kirchen, volle Kassen

Das Engagement der Parteien ist in Ordnung, politisches Engagement ist schliesslich ihr Lebenszweck. Das Verhalten der Landeskirchen ist für die Bundeskanzlei «heikel», für mich ist es unakzeptabel. Das letzte juristische Wort wird das Bundesgericht haben. Den letzten Entscheid haben wir, wenn wir als Kirchenmitglieder dafür sorgen, dass nicht nur die Kirchen leer sind, sondern auch deren Kassen. Wir müssen den Kirchenoberen durch Austritt die Steuereinnahmen entziehen, mit denen diese Politaktionen befeuern.

So oder so wäre gelegentlich wieder einmal ein politischer Vorstoss zur Trennung von Kirche und Staat fällig. Die Landeskirchen unterstützen finanziell viele Hilfswerke, welche Spenden sammeln «für gute Zwecke», das Geld aber in Politaktivitäten stecken.

Hilfswerke

Der Platz reicht hier nicht, alle gut einhundert Hilfswerke aufzuzählen, welche die Initiative lanciert oder unterstützt haben. Wer diese Hilfswerke mit Spenden unterstützt, unterstützt damit auch direkt oder indirekt deren politische Aktionen. Deshalb hier der Aufruf: Du sollst diesen Hilfswerken nicht spenden.

Zu diesen Hilfswerken zählen insbesondere die «Trägerorganisationen der Initiative»: Alliance Sud, Amnesty International, ask (Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien), Brot für alle, Brücke zum Süden, comundo, Fastenopfer, Gesellschaft für bedrohte Völker, Greenpeace, Public Eye, Swissaid, Terre des hommes. 

Unterstützung durch den Vogelschutz und die Kletterer

Doch nicht nur bei den Trägerorganisationen, sondern auch bei den «unterstützenden Organisationen» gibt es einige bemerkenswerte Gruppierungen, denen man nicht mehr spenden soll, weil sie ihre Mandate verletzen. Bird Life Schweiz, der Verband der über 67’000 Natur- und Vogelschützerinnen und -schützer in rund 440 lokalen Sektionen.

Auch bei attac Schweiz, «der Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen» scheint der Zusammenhang mit der Initiative nicht gerade offensichtlich. Ganz anders bei Campax, hier ist der Bezug zur Initiative klar: Campax ist eine progressive Schweizer Kampagnenorganisation, die Kampagnen zu den wichtigen Fragen unserer Zeit führt. Damit lässt sich so ziemlich alles unterstützen, eigentlich auch das Gegenteil von allem.

Eher skurril wirkt die Unterstützung durch ClimbAID. Dies ist eine gemeinnützige Organisation, die «sich auf humanitäre Projekte mit Schwerpunkt auf Klettern und anderen alpinen Sportaktivitäten konzentriert. ClimbAID konzentriert sich insbesondere auf die ganzheitliche Entwicklung der Jugend zu autonomen, sozialen, selbst- und umweltbewussten Akteuren». Diese Anliegen würde ich als alter Alpinist gerne unterstützen, wenn nur die Konzernverantwortungsinitiative nicht gewesen wäre.

Und als weitere sympathische Organisation, die sich offensichtlich von den Initianten der Initiative über den Tisch hat ziehen lassen, sei noch genannt die Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft GSTF. Sie setzt sich für die Erhaltung der tibetischen Kultur ein und will die Schweizer Öffentlichkeit über die Situation in Tibet informieren. Wäre eigentlich eine gute Sache.

Woher das Geld kommt

Interessant ist auch, wer die Hilfswerke finanziert (Zahlen 2019): Bei Terre des hommes stammen rund dreissig Prozent oder drei Millionen Franken vom Bund (DEZA), Kantonen, Gemeinden und Kirchgemeinden. Auch bei Swissaid stammen mit 6,7 Millionen Franken über ein Drittel der Einnahmen von eidgenössischen und kantonalen Steuerzahlern. Bei Brot für alle liegt der Anteil DEZA auch bei mehr als einem Drittel. Beim Fastenopfer, dem katholischen Hilfswerk der Schweiz, werden die erforderlichen Mittel durch das von der Bischofskonferenz angeordnete Fastenopfer und andere Zuwendungen finanziert, gut ein Viertel der Einnahmen stammen ebenfalls vom Bund (DEZA).

Genau hinschauen

Natürlich werden die DEZA-Gelder für die Entwicklungshilfe gesprochen, nicht für Politkampagnen. Es gibt zwar den bekannten Fall von Solidar Suisse, wo diese Regel verletzt wurde. Aber um solche Einzelfälle geht es hier nicht. Es geht darum, dass unsere Spendengelder, die für den deklarierten Zweck verwendet werden sollen, nicht für Politkampagnen eingesetzt werden. Dafür gibt es nur eine Lösung: Spende kein Geld an Hilfswerke, welche sich für Politkampagnen einsetzen. Die Webseite des Vereins Konzernverantwortungsinitiative (https://konzern-initiative.ch) liefert die Checkliste zur Bestimmung der Hilfswerke, denen nicht gespendet werden soll.

Der Verein ist ein schwarzes Loch

Abgesehen von dieser Checkliste ist die Webseite des obskuren Vereins nutzlos. Zu den Statuten, dem Vorstand, den Finanzen des Vereins ist gar nichts bekannt. In Sachen Transparenz und Rechenschaftsablage schneidet der Verein Konzernverantwortungsinitiative auf jeden Fall um Welten schlechter ab als die bösen Konzerne, die er kritisiert. Wer den Verein unterstützt, steckt sein Geld in ein schwarzes Loch.

Weihnachtszeit ist Spendezeit. Lasst uns spenden, aber nicht an Hilfswerke, die helfen, der Schweiz zu schaden.

BRISANT-Newsletter vom 04.12.2020 herunterladen (PDF)

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Publiziert von Hans Geiger

Hans Geiger ist em. Professor für Bankwesen, wohnhaft in Weiningen ZH.

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13 Kommentare

  1. Sicher störend, wenn sich diese zahlreichen NGO Organisationen vor allem
    Finanziell am Abstimmungskampf beteiligt haben.
    Noch viel störender, ist ein weiterer Aspekt dieser vielen Organisationen.
    Der Erdrückende Anteil der Gespendeten Gelder kommen nie bei den Letztempfängern an, die bleiben in den Organisations—Administrationen Hängen.
    Logo jede dieser vielen Organisationen hat seine eigene Organisationsstruktur naheliegend das ist mit Kosten verbunden.
    Da muss man gar nicht so viel rechnen, es reicht über den Daumen peilen um zur Erkenntnis zu gelangen das der erdrückende Anteil der Spenden gar nie bei denen ankommt für die gespendet wird.
    Zudem vor allem die religiösen sind unmenschliche Heuchler.
    Sehr viel unnötiges Elend könnte durch eine menschenwüdige
    Reproduktionskontrolle vermieden werden, letztlich ein Akt der vorsorglichen Verantwortung für die jeweils nachfolgende Generation.
    Hier mauern die Religiösen stur borniert bei denen geht es nicht um Humanistische Aspekte nur um Macht und Einfluss das zu jedem denkbaren Preis.
    Das zweifelsfrei rigide Chinesische Modell kann und soll es nicht sein.
    Jedoch sollte allen Menschen die Freiheit und Möglichkeit offen stehen selbstbestimmt, eigenverantwortlich, verantwortungsbewusste‚ humane Reproduktionskontrolle zu praktizieren.
    Massenweise Kinder ab Geburt ins Elend zu stellen, ist mit Sicherheit kein humaner Akt das zu hohe Reproduktionsraten zu unnötigem Elend führen und befördern ist unbestreitbarer Fakt.
    Nicht von ungefähr leiden in Ländern mit hoher Mitsprache von Religionen am meisten Menschen unter unerträglicher Armut.
    Sicher es gibt Fehlverhalten von Konzernen, die mit abstand grössten
    indirekt Schuldigen, sind die viel zu vielen scheinheiligen Heuchler.

  2. Danke für die Checkliste. Ich bin erleichtert, keine Organisation darauf zu finden, der ich Spenden überwiesen habe.
    Zu ergänzen wäre, dass sich die politische Stimme der Freikirchen (EDU) gegen diese Initiative gewandt hat.

  3. Bravo, Hans.
    Nur so kommen diese Irregeleiteten wieder zurück zu einem korrekten, dem Zweck entsprechenden Verhalten.
    Ich habe schon vor der KVI jeweils nachgeschaut, ob die Organisationen Geld der Öffentlichkeit erhalten und aus der Überlegung heraus, dass ich schon durch die Steuern beitrage, auf Spenden verzichtet.
    Mit ihren Aktionen haben sie sich entlarvt.
    Das muss Konsequenzen haben.
    Auch die wahre Trennung von Kirche und Staat muss endlich durchgesetzt werden.
    Gratuliere
    Jürg Kaufmann, Rüdlingen

  4. Eines vorweg: Bitte schreiben sie hier nicht mehr Sätze wie diesen hier: «…der Verband der über 67’000 Natur- und Vogelschützerinnen und -schützer…». Es sind Vogelschützer und Basta. Wir lesen diesen Müll schon genug, ich möchte es nicht hier auch noch lesen müssen. Danke.

    Was den Artikel betrifft:
    NGO’s heisst ja «nicht staatliche Organisationen» und ist eigentlich ein Betrug. Keiner NGO sollte je Steuergeld überwiesen werden. Wie kann man einer nicht-staatlichen Organisation Staatsgelder überweisen? Schluss damit. Ohne Ausnahme. Mehr Eigenverantwortung, weniger Staat.

  5. Die Kirchenoberen haben kein Recht, sich in die Aufgaben eines Staates einzumischen und dafür auch noch Geld einzusetzten 👎
    Der Chef ist Christus – er hat Kirche und Staat getrennt –
    Im Evangelium steht : Er nahm eine Münze und sagte …..

    Ich habe einmal einer Ordensschwester 1000.- geschenkt weil sie täglich eine Suppe für Menschen zubereitet , die arm sind und : sich eine Suppe nicht leisten können .

    Ich kann eine Suppe essen wann immer ich Hunger habe , aber warum kann das nicht jeder Mensch auf Planet Erde?

    Für Kriegsmaterial ist Geld da, aber für eine Suppe ?
    Da fehlt dann das Geld – es ist beschämend 👎😝🎃😡🤑

  6. Bravo Herr Geiger, dass Sie den Mut haben, das Kind beim Namen zu nennen und auch einige Grossorganisationen aufführen. Es ist wirklich eine Schande, wie dieses das gespendete Geld zweckentfremdend verwenden.

  7. Nein, deswegen bitte nicht aus der Kirche austreten, aber dort reklamieren! Die Kirche leistet trotz vielen Fehlern immer noch sehr viel Positives, also nicht Kind mit dem Bad ausschütten!
    Den Hilfswerken allerdings werde ich keinen Rappen mehr zukommen lassen. Zum Glück gibt es noch einige andere, denen man trauen kann.
    Monika Bächler Wicki

  8. Von wegen «Schwarzes Loch»: Die OSF – Open Society Foundation war da bestimmt nicht untätig. Und, wieviele Leute sich hinter den 100+ NGO’s verbergen ist auch noch die Frage. Es dürfte sich um die immer Gleichen handeln (bitte NGO’s nicht mit caritativen Non-Profit Organisationen (NPO) verwechseln. NGO’s haben eine politische Regierungs-Agenda(!).

  9. Herr Geiger, besten Dank für den erhellenden Beitrag.
    Ich werde aus der ref. Kirche (noch) nicht austreten, aber der Zeitschrift «reformiert» einen Beitrag vorlegen, aus dem klar hervorgehen wird, dass sich die Kirche eine «Uebung» wie bei der KVI nie wieder leisten darf. Was der Pfarrer des Grossmünsters in Zürich (Sigrist) als geladener Gast im Vorfeld der Abstimmung in den visuellen Medien abgesondert hatte, war einseitig, überheblich, politisch und gesellschaftlich mehr als fragwürdig.
    Übrigens: Als Freier Journalist/Publizist habe ich «Reformiert» bereits einige Texte eingereicht, die den in der Redaktion praktizierten links-rot-grünen Moralismus kritisch – aber sehr fair – beleuchteten. Keiner davon wurde veröffentlicht! Das allein spricht Bände.
    Und: Die Liste mit den von Steuergeld alimentierten Gutmenschen-NGO’s ist hilfreich. Den Titel «Du sollst nicht spenden» werde ich wörtlich nehmen…

  10. Mir ist noch eine weitere grosse Gruppe bekannt, die mit Steuergeldern politische Kampagnen führen und finanzieren. Die Bauern der Schweiz. Die Allgemeinheit zahlt Direktzahlungen und subventioniert die hergestellten Produkte. So um die knapp 50% des Einkommens kommen aus Steuergeldern.
    Mit Pestiziden vergiften die Bauern im Mittelland das Trinkwasser um dann mit Steuergeldern Kampagnen gegen besseres und giftfreies Wasser zu lobbyieren.

  11. Vielen Dank für diesen mutigen Text. Im Namen des Umweltschutzes wird viel Geld eingestrichen und die Ergebnisse sind sehr mangelhaft, zudem leisten sie meistens Hilfe im Ausland, das man nicht kontrollieren kann. Meiner Meinung nach ist das alles Hilfe zur Selbsthilfe und alle haben sie ihre Agenda, welche meistens die selbe ist.
    Ob Greenpeace, WWF oder BirLife, alle machen teure Inserate und Prospekte, ständig flattern Bettelbriefe ins Haus, als wäre das alles kostenlos. Sie drücken auf die Tränendrüsen und generieren so immer wieder Millionen. Fordert man von Ihnen einen direkten Einsatz auf gewisse Umstände, antworten sie mit… das steht leider nicht auf unserer Agenda!?
    Wie eben geschehen in Kroatien. Nachdem man einen 5G Test mit 7,4 GH vornahm waren danach die Strassen gepflastert mit toten Vögeln. Auch hier in unserer Gemeinde hat es keine kleinen Vögel, mehr!? Bis jetzt keine Stellungnahme dazu erhalten. Von mir sehen die keinen Rappen mehr, wie doof war ich doch früher, habe regelmässig vielen gespendet! 🙂

  12. Die Sache mit der Trennung von Kirche und Staat lässt sich nicht in der Wut augenblicklich aus dem Bauch heraus bewerkstelligen, sondern bedarf konzeptioneller, strategischer, kulturpolitischer und sonstiger Überlegungen. Sage ich als einer, der sich schon seit bald 50 Jahren für dieses Anliegen einsetzt, auch unter Berücksichtigung der äusserst komplizierten staatskirchlichen Verhältnisse in der föderalistischen Schweiz. Stellte schon 1975 im Verfassungsrat AG diesbezüglichen Antrag. Bekämpfte aber die radikale Initiative von Ludwig A. Minelli. Auch muss man sich über das Gemeindewesen konzeptionelle Gedanken machen. Zuzugeben ist. dass es sich z.B. in Chur um einen Machtkampf handelt; auch dass das Kirchensystem wenigstens betr. kath. Kirche die Demokratisierung eher förderte. Andererseits weiss ich, dass die wahre Blüte der katholischen Kirche in Zürich zwischen 1880 und 1963 stattfand, mit noch zusätzlichen Impulsen durch das 2. Vatikanische Konzil, die noch ca. 20 Jahre anhielten. Was jetzt ist, kann man am besten als NGO bezeichnen. Als gläubiger Mensch benötige ich dieses System nicht.
    PS. Dass Birdlife, wo ich regelmässig einzahle, sich völlig sachfremd politisch betätigte, wird für mich Konsequenzen haben. So habe ich es nicht gemeint, wiewohl die ich genannte Initiative anfänglich unterstützte. Dies hielt mich aber von Anfang an nicht davon ab, Werbeplakate innerhalb von Gotteshäusern bei stillen Besuchen, meide die heutigen Gottesdienste weitgehend, zur Ermöglichung auch innerer Stille zu entfernen.

Schweizerzeit-Aktuell mit Dr. Ulrich Schlüer

Dr. med. Bernhard Sorg – Zukunftsmodell oder Dinosaurier?