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Globaler Mit-Player?

Die EU scheint in ihrer Überschuldungskrise zur Manövrierunfähigkeit zu erstarren. Rettung sei nur möglich, wenn sich Brüssel endlich dazu entschliesse, eine Rolle als «Global Player» wahrzunehmen und zügig auszubauen.

Diese Forderung lässt die NZZ in ihrer Jahresend-Ausgabe ihren Brüsseler Korrespondenten Daniel Steinvorth – solider EU-Karriereschulung entstammend – erheben. Brüssel müsste also China, dem Putin-Russland und den Trump-USA endlich entschlossen die Stirne bieten – an allen gegenwärtigen Brennpunkten des Weltgeschehens.

Markante Einmischung in die kriegerischen und politischen Vorgänge rund ums Mittelmeer sei für Brüssel das Gebot der Stunde. Dies um so mehr, als jetzt Erdogan – immer noch EU-Mitgliedschafts-Kandidat – sich mit seiner Armee in die inneren Auseinandersetzungen in Libyen aktiv einmische.

 

Der erste Schritt

Der erste, entscheidende Schritt auf dem Weg zum Global Player, zur weltweit sich einmischenden Grossmacht müsse die vollständige Beseitigung der noch immer geltenden nationalen Hoheit aller EU-Mitgliedländer bezüglich der Gestaltung ihrer Aussenpolitik bewirken. Die EU müsse so rasch als irgend möglich zum geschlossen auftretenden Einheitsblock in aussenpolitischer und sicherheitspolitischer Hinsicht mutieren.

Nicht länger die Staatsmänner von EU-Mitgliedländern, vielmehr die Brüsseler Bürokratie müsse die Aussenpolitik der EU von Brüssel aus einheitlich und entschlossen gestalten und führen. Weg mit aller Nationalstaaterei! Die von Deutschland als katastrophale Versagerin in der Sicherheitspolitik nach Brüssel abgeschobene Ursula von der Leyen, heute EU-Chefin, müsse zum alleinigen Aushängeschild der von der Brüsseler Bürokratie bestimmten und geführten Aussenpolitik werden.

 

Versuchung für die Schweiz?

 Dass sich Potentaten, die innenpolitisch, besonders aber wirtschafts- und finanzpolitisch gescheitert sind, oft in aussenpolitische Abenteuer – fast immer mit desaströsen Folgen für die Landesbürger – stürzen und verkrallen, ist wahrhaftig nichts Neues in der Weltgeschichte. Um so dankbarer ist man der NZZ, dass sie ihrem aus Brüssel die Schweizer belehrenden Mitarbeiter eine ganze Seite einräumt für sein fulminantes Plädoyer für die EU als «Global Player».

Die Schweizerinnen und Schweizer können daraus ableiten, was ihre Rolle in einer EU sein wird, welcher beizutreten noch immer – seit den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts – «strategisches Ziel» des Bundesrats ist.

 

Mitgegangen – mitgehangen

Wir Schweizer dürften jenen in weltpolitischen Träumereien schwelgenden Brüsseler Bürokraten, welche mit ihrer marktuntauglichen, den EU-Mitgliedern «allein aus politischen Zielsetzungen» verordneten Einheitswährung die EU an den Rand des Ruins geführt haben, wohl durchaus noch einige Fusstruppen und Medien-Propagandisten zur Verfügung stellen, auf dass Brüssels Funktionäre ihren aussenpolitischen Ehrgeiz zu befriedigen vermöchten – was daraus auch immer für die Mitgliedstaaten der EU und für Europa insgesamt resultiert.

«Mitgegangen – mitgehangen» wäre wohl das Los, das nur allzu bald der reichen, zwangsläufig im Schlepptau Brüssels torkelnden Schweiz blühen würde, wenn sie sich blindlings und grössenwahnsinnig den aussenpolitischen Ehrgeizlingen zu Brüssel in den Rachen werfen würde. Wir würden zu einem den Befehlen Brüssels ausgelieferten Ressourcen-Lieferanten in militärischer und finanzieller Hinsicht.

 

Ausverkauf der Neutralität

Wer angesichts solcher Perspektive noch immer am «strategischen Ziel EU-Beitritt» festhält, gibt zu erkennen, was er mit unserem Land vorhat: Die Liquidierung ihrer Neutralität wäre der Schweiz so gewiss wie die Liquidierung ihrer Eigenständigkeit.

Danke, NZZ, dass Du als «alte Tante von der Falkenstrasse» all jenen Schweizern, die sich der EU gutgläubig zu ergeben bereit sind, ihre Aussichten im grossen Einheitsverbund vor Augen führst, wenn sich die EU von ihren ebenso finanzunkundigen wie machtgierigen Funktionären dazu verleiten liesse, als «Global Player» einen Platz auf der Weltbühne erklimmen zu wollen.

 

Ulrich Schlüer

 

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Publiziert von Ulrich Schlüer

Dr. Ulrich Schlüer ist Historiker, Verleger und alt Nationalrat des Kantons Zürich. 1979 gründete Dr. Ulrich Schlüer die «Schweizerzeit», welche als bürgerlich-konservatives Magazin für Unabhängigkeit, Föderalismus und Freiheit bis heute erfolgreich seine Leserschaft bedient.

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10 Kommentare

  1. Die EU ist seit der Entstehung eine Fehlkonstruktion und viele Mitgliedländer hätten niemals beitreten dürfen, weil sie die Bedingungen dazu nie erfüllten. Die EU ist überverschuldet, der Euro ein Pleite für sich und in Ihrer Verzweiflung sucht die EU überall Geld und lässt sich von Erdogan erpressen und lächerlich machen. Stimmt endlich der Kündigung Der PFZ zu und dann bestimmen wir wieder alleine, wer zu uns kommen darf/soll und wer nicht. Flüchtlinge und Asylanten muslimischer Herfkunft brauchen wir hier sowieso nicht noch mehr, diese sind abzuweisen.

  2. Oh je wer es immer noch nicht geschnallt hat für den wird es höchste Zeit. Darum wurde die CH- Armee auf ein NATO resp. EU-Detagement zurückgefahren, ausgedünnt.
    Die Ameeverantwortlichen haben schlimmer als die GSOA und womöglich ein dritter Weltkrieg gewütet.
    Ausser logo ein entsprechender Blutzoll.
    Tja wie will man den heute mit 8,5 Millionen Köpfen pluss die Schweiz in einem Grosskonflikt noch Neutral über die Runden bringen? Hmmmm dreimal raten welche zwingende Voraussetzung der neue Flieger erfüllen muss?
    Natokombatibilität, der Rest ist kaum übersehbar egal.
    Darum wurde der Grippen ,,abgeschossen,, die dummblöd
    System CH- Ringier- Trottelmedien haben die ,,Frontsau,, gespielt. Na dann mal auf an die Bersina 2.0
    Zum Dank darf der Schweizer seine mit Mass und Verantwortung in die Welt gestellten Söhne hergeben.
    Tja für einen nimmersatten Geldadel und andere Idiotten,
    obersackgeil auf die faktisch gescheiterte Globalisierung für ein facktisch gescheitertes 4. Europäisches Imperium mit allem dazughörenden Irren Wahnsinn.
    Freundliche Grüsse

    • Also mit deinem Deutsch klappt es immer noch nicht, somit ist Nachsitzen angebracht. Du wirst sehen: Sobald du etwas Deutsch gelernt hast, wird sich dein geistiger Horizont vielleicht etwas erweitern und du wirst ausser «Schweizerzeit» gescheiteres lesen können. H. R. in Brissago.

  3. Ich bin 84 Kahre und habe sei Jahren ene gure Meinung
    zum schweizer System.

    Ihr Bericht,-so hoffe ich – wird viele Bürger ihres Landes veranlasssen. die Richtigkrit ihrer Aussagen zu bestätigen und entsprechend zu handeln.

    Danke!

  4. Warum nicht eine Neuauflage des Deutsch-Römischen Reiches. Das Tausendjährige war gerade 12 Jahre alt geworden. Als Global Player der United States of Europe mit der unbegrenzten Macht gegenüber Amerika, Russland und China wäre dies ein Leichtes die ganze Welt zu Beherrschen! Zeigt dem kleinen Hitler, was ihr bewerkstelligen könnt unsere Tageszeitungen wäre des Lobes voll!

  5. Guten Tag Ueli, wie du siehst hat mich auch wieder dieser Artikel «gefesselt». Besten Dank!
    Zuerst aber noch zum Jahresanfang die besten Wünsche, vor allem soll die Gesund-heit dein treuer Begleiter sein.
    Unser Jahrgang, das wünsche ich mir für alle politisch aktiven «Manne und Fraue» in diesem Land, soll und darf in dieser Angelegenheit noch lange Mittragen helfen.
    Auf Wiedersehen
    Paul Hafen aus dem schönen Kanton Thurgau

  6. Herr Schlüer, ich danke für Ihren «Neujahrs-Beitrag 2020». Er öffnet die Augen für die verfahrene Situation, in welche die Schweiz geraten ist. Das «strategische Ziel (Beitritt zur EU)» muss vom Bundesrat ausdrücklich aus den Traktanden genommen werden.
    Die EFTA (Europian Free Trade Assotiation) muss als neue Zielrichtung eingesetzt werden. Im Gegensatz zur EU regelt die EFTA nur den Warenverkehr und niemals Personen und Personenrechte.
    Das wäre eine menschenwürdige, zwar nicht einfache aber realistische Zielsetzung.
    Die politische Situation in Europa (z.B. Brexit) wäre für eine Neubelebung der EFTA-Verträge günstig und eine realistische Zielsetzung für ein freiheitliches Europa – nicht nur für die Schweiz!
    Mit freundlichen Grüssen
    Kurt Jakob

  7. Einige Kommentare, wenn ich darf:

    1. Türkei als Mitglied der EU… (Weshalb? Weil Atatürk die Türkei auf «Abendländische Gleise» verschoben hat??…) Das ist ja lächerlich! Nur stellt ihr vor – ein grosses, aktives, ambitioniertes, muslimisches Land, das genau im Herzen des «Problematischen Orients» sich befindet, Mitglied der EU, gleich so wie Luxemburg, Niederlande, oder z.B. Österreich? Vielleicht noch Schengen-Zone Mitglied??? Sind die noch dicht im Kopf, die solchen Unsinn erwähnen?

    Dass Türkei Mitglied der NATO ist, allein das eine Katastrophe ist, die noch viel-viel Problemen verursachen wird. Die NATO-«Strategen» haben bestimmt mit dem Arsch anstatt Kopf gedacht wenn sie die Mitgliedschaft erteilt hatten. Das Hauptargument war natürlich dass Türkei ein wichtiger Puzzle-Teilchen der NATO in der Nahe Osten sei. Hm, logisch. Aber dieser Vorteil ist zu klein un irrelevant im Vergleich mit den Nachteilen. Und man muss klar Idiot sein um das nicht zu verstehen!! Schaut auf die heutige Situation in der Nahe Osten. Und erinnert euch an das Prinzip «Einer spring für alle, alle springen für einen»… Katastrophe!..

    2. von der Leyen. «Abgeschobene»? Ne-ne, Promoviert! (früher mit einer «Front» kommandierte, jetzt mit den ganzen «Kontinentalstreitkräften»…) Wann wird man promoviert? Wenn man früher grossen Erfolg hatte. Und was hat sie denn in DE so wahnsinnig grossartig gemacht? Die Arme, also Sicherheit des Staates zum Lumpen gebracht! Also so was die Brüssel-Herren für die grossartigen Sachen halten… Allein das sagt alles!

    • Türkei und NATO.
      Die Mitgliedschaft der Türkei stammt aus der Zeit des kalten Krieges. Damals war die grosstrategische Lage eine deutlich andere. Dazu war die Türkei damals Gesellschaftlich deutlich moderner weltlicher aufgestellt.
      Das Ziel der USA / Europas ,der NATO als bewaffneter Arm
      war die Modernisierung/ Damokratisierung des Nahen Ostens der Islamischen Welt. DAS Unterfangen ist obergründlich gescheitert. Das Ergebnis ist kaum übersehbar, das blanke um sich greifende Chaos.
      Na ja das mit den Türken und den Griechen ein weiters fast vergessenes Ding.
      Schön oder nicht sooo schön, die Gesamtlage ist wenig erbaulich. Da zeichnet sich zunehmend ein kaum noch zu kontrollierendes Chaos ab, mit erheblichem Potential das alles in einem beispielosen Desaster endet.
      Anstatt im Nahen Osten herumzupfuschen hätte man sich wohl besser, um ein gedeihlicheres auskommen mit den
      Russen bemüht, die sind der abendländischen Kultur
      deutlich näher als die Islamische Welt.
      Der Islam kann nur aus sich selbst heraus den Weg in die Moderne finden. Wenn nicht, dann bleibt der in seinem Archaischen Weltbild hängen. Das herumpfuschen des Westens hat sich innzwischen als hoch destruktiv herausgestellt. Wo das noch endet, mal abwarten, die Entwiklung verspricht in der Tendenz NIX gutes.

      • Einverstanden. Ich befürchte nur sehr grosse Problemen in naher Zukunft, wie etwa, was denn wenn nach den Türkische Spielereien in Syrien oder neu in Libyen, Türkei richtig angegriffen wird… Springt dann die NATO ein? Und wenn nicht dann ist auch schlimm (Imageverluste…) Die Russen warten auf solche Situation wie auf eine Ekstase…

        Dann behaupte ich wieder – mit dem Arsch gedacht!!

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