Grossvater, ist’s wahr?

Wenn Enkel Fragen stellen
Mit einem meiner künftigen Enkelkinder könnte sich in einigen Jahren etwa folgender Dialog ergeben:
Grossvater, ist es wahr, dass die Schweiz zwei Weltkriege unbeschadet überstanden hat? Den Angreifern sei der Preis, den ein Erobern der Schweiz gekostet hätte, zu hoch gewesen.
Die Schweiz habe damals innert weniger Tage 650’000 Mann mobilisieren können! Und stimmt es wirklich, dass alle wehrpflichtigen Schweizer ein schussbereites Gewehr mit Munition zu Hause hatten?
Selber für den Schutz besorgt?
Und hatte die Schweiz wirklich eigene Flieger, um den Luftraum verteidigen zu können? Stimmt es, dass diese wirksame Milizarmee in wenigen Jahren an die Wand gefahren wurde? Und dass dabei unisono bürgerliche, ja sogar SVP-Bundesräte beteiligt waren?
Waren es wirklich die Schweizer selbst, die der Aufhebung der Allgemeinen Wehrpflicht zustimmten, und stehen wir deshalb nun unter dem Schutz der Nato?
Stimmt es, dass die Schweiz damals noch einigermassen sicher war? Man habe abends ohne Begleitschutz auf die Strasse gehen können und ausländische Verbrecherbanden hätten sich noch verschämt versteckt.
Polizisten seien damals noch die Einzigen gewesen, die die Waffe sichtbar trugen. Es habe damals noch vereinzelt Richter gegeben, die Straftäter für mehr als drei Monate hinter Gitter gebracht hätten …
Und, Grossvater: Trifft es zu, dass man damals über Einbürgerungen noch völlig offen an der Gemeindeversammlung und in Kantonsparlamenten entscheiden konnte?

War Bildung noch gefragt?
Und stimmt es, dass die Schweiz früher ein allseits bewundertes Bildungssystem hatte, in welchem die Schüler noch auf das Leben vorbereitet wurden und alle Schulabgänger – egal welcher Herkunft – die Grundfertigkeiten wie Rechnen, Schreiben und Lesen beherrschten?
Damals seien die Lehrer und nicht die Bildungstheoretiker Chefs in den Klassenzimmern gewesen. Die Matura habe damals noch eine echte Herausforderung dargestellt und sei nicht von allen halbwegs Bildungsfähigen erlangt worden …
Kirchen statt Moscheen?
Trifft es zu, dass es auch noch praktisch keine Moscheen gehabt hat? Der Islam sei noch nicht die beherrschende Religion gewesen und man habe nirgends einen Muezzin rufen hören?
Das Kreuz habe noch überall hängen dürfen und Frauen mit Burkas seien eher die Ausnahme gewesen. Mensch Grossvater, junge Frauen so ganz ohne Burka – dass muss ja paradiesisch gewesen sein!
Grossvater, ist es wirklich wahr, dass die Schweiz ein sicherer Hafen für Anleger aus aller Welt war? Dann habe sich der Bundesrat unter Führung einer damals nur mit Lug und Trug ins Amt gekommenen Bundesrätin dazu hinreissen lassen, das bewährte Bankkundengeheimnis ohne Not preiszugeben.
Stimmt es wirklich, dass Schweizer Banken gezwungen wurden, die Konten ihrer ausländischen Kunden zu kündigen? Und stimmt es, dass damals Daten von Kunden an ausländische Behörden übermittelt wurden – obwohl man doch diesen Kunden versprochen hatte, dass dies nie passieren würde?
Kontrollierte Zuwanderung?
Auch habe ich gehört, dass die Schweiz einmal ein sehr gutes Modell zur Steuerung der Zuwanderung gehabt habe. Auch dieses sei ohne Not über Bord geworfen worden.
Die Schweiz sei dann von Ausländern überschwemmt worden. Leider auch von solchen, die sich nur an unserem Sozialsystem laben wollten – bis die Sozialwerke dann vollständig geplündert waren.
Damals – also vor der notwendigen Neufinanzierung der Sozialwerke – so habe ich gehört, habe die Mehrwertsteuer nur einen Drittel der heutigen 25 Prozent betragen …
Es habe noch Wiesen zwischen den Gemeinden gehabt. Die Mieten und Löhne seien vom Markt und nicht vom Staat bestimmt worden. Stimmt das wirklich, Grossvater?
Und überall geschätzt und geachtet?
Und stimmt es wirklich, dass die Schweiz ein allseits geschätztes, neutrales Land war, dessen Bürger für ihre vernünftigen Entscheide bekannt waren. Dass Schweizer Produkte in aller Welt wegen deren Präzision, Liefertreue und Ideenreichtum in der ganzen Welt angesehen und begehrt waren?
Die Schweiz habe die liberalsten Arbeitsgesetze der Welt gehabt – die Gewerkschaften seien noch echte Sozialpartner und in den Verhandlungen mit den Arbeitgebern immer sehr korrekt gewesen – zu Gunsten der Arbeitsplätze.
Tja … hast du noch mehr Fragen, lieber Enkel?
Ja, Grossvater, aber nur noch drei: Warum um Gottes Willen habt ihr denn all das aufgegeben? Warum hat dies niemand verhindert? Wo wart ihr denn alle, als all dieser Abbau beschlossen wurde?
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