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Günstlingswirtschaft im Bundeshaus – Söihäfeli…

Wie liebt sie es doch, in dieser Corona-Zeit der weitgehenden bundesrätlichen Alleinherrschaft von den Fernsehgewaltigen angehimmelt vor die Öffentlichkeit zu treten und lächelnd Gunstbezeugungen zu äussern, weil das gemeine Volk all das vom Bundesrat Verfügte so ungemein brav erfülle. Da dürfe, säuselt sie süss lächelnd, den Folgsamen Hoffnung gemacht werden auf in naher oder vielleicht auch weniger naher Zukunft mögliche Erleichterungen…

So pflegten schon Maria Theresia, Queen Victoria und ihresgleichen den Umgang mit den die Huld der Obrigkeit geniessenden Untertanen zu inszenieren.

 

Ellbogen-Einsatz

Freilich: Hinter den Kulissen, hinter der TV-Beweihräucherung scheint es gleichzeitig etwas weniger lieblich zu- und herzugehen. Da würden, dringt geheimnisumwittert in die Öffentlichkeit, Ellbogen zielbewusst eingesetzt. List und Tücke verdränge Harmonie – von devoten, vorsätzlich blinden Journalisten notorisch übersehen.

Einer immerhin, einst an der freien BaZ tätig, durchbrach die Mauer des Schweigens. Er berichtet von handfestem Gerangel, das um einen freigewordenen Sitz im Verwaltungsrat der Post entbrannt sei. In jener Institution, in der bereits Doris Leuthard engen Gesinnungsfreunden bequeme, wohldotierte Alters-Ruhesitze zu verschaffen beliebt hatte.

Jetzt, seit Simonetta Sommaruga Doris Leuthard an der Spitze des Verkehrs- und Energiedepartements abgelöst hat und damit oberste Post-Herrin geworden ist, winken Post-Pfründen eher denen, die als stramme Linke der Departementschefin zu Bern konsequent und emsig zu Diensten gestanden hätten.

 

Kein Hungerleider-Posten

Man wird recht gut bezahlt als Verwaltungsrat der Post. Ein Mandat, zum Volljob umgerechnet, trägt mehr ein, als ein Bundesrat allmonatlich auf sein Konto überwiesen erhält. Zweifellos eine Versuchung! Auch für Genossen. Selbst für solche, die als Nationalräte noch wortgewaltig gegen überhöhte Saläre in den Spitzenposten der öffentlichen Verwaltung gewettert haben.

Genosse Corrado Pardini, Nicht-mehr-Nationalrat, umtriebiger linker Unia-Exponent, soll den Sitz erhalten. Jenen frei gewordenen Sitz, der traditionell einem Tessiner zugehalten wird. Pardini – tönt das nicht sehr italienisch? Selbst wenn dieser Erbe eines italienischen Namens ziemlich viel anderes, nur kein Tessiner ist.

Die Tessiner erheben gegen den vorgeschlagenen Berner Protest. Sie fordern, dass der Südkanton weiterhin auch für die Aufsicht über die Post berücksichtigt wird. Frau Sommaruga winkt ab: Der Sitz stünde keineswegs den Tessinern zu, wohl aber einem Schweizer italienischer Sprache.

 

Acht Prozent

Acht Prozent der Post-VR-Sitze müssten italienischsprechenden Vertretern reserviert werden. Acht Prozent: Das reicht ziemlich genau für einen. Ist dieser zufälligerweise Berner, dann haben die Tessiner bedauerlicherweise das Nachsehen. Möglicherweise für viele Jahre, so der Berner Bundesratsgetreue noch nicht allzu alt ist.

Im übrigen, merkt die Bundesrätin kühl und überlegen lächelnd an, habe gar nicht sie Pardini vorgeschlagen. Der Vorschlag käme von der Gewerkschaft der Post-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, Syndicom. Der stehe ein Sitz vertraglich zu. Interessant freilich: Pardini ist und war nie Mitglied von Syndicom. Pardini ist ein Mann der Unia.

Ob die SP fortan ihre Bundesratskandidaten und -kandidatinnen von der CVP küren lässt?

Wer war es, der Syndicom zu bereden und zu überreden verstand, jemanden als Vertreter von Syndicom in den Post-Verwaltungsrat zu entsenden, der gar nicht Syndicom-Mitglied ist? Das ist die entscheidende Frage im Gerangel um die angemessene Altersversorgung des Ex-Parlamentariers und Unia-Gewerkschafters Corrado Pardini.

 

Fremdkandidat

Selbstverständlich existieren dazu keine Protokolle, keine schriftlichen, einsehbaren Vereinbarungen. Syndicom scheint einfach eine Gewerkschaft zu sein, die die eigenen Leute als untauglich einstuft für die Einsitznahme bei der Post. So muss sie sich überglücklich geben, in Pardini einen Ersatz gefunden zu haben, der zu verbergen hat, dass Syndicom bloss Flaschen hätte nominieren können…

Verwaltungsrat bei der Post: Heute eine Funktion, die Bundesberns Günstlingswirtschaft ausgeliefert wird. Gewisse Folgen durfte die Öffentlichkeit schon zur Kenntnis nehmen. Etwa im Postauto-Skandal um nicht ganz unwissentlich konstruierte ungenaue Abrechnungen. Wenn Günstlinge Fachleute ersetzen, mag Solches durchrutschen.

Söihäfeli – Söiteckeli! Ob das der Post wohlbekommt? Oder doch nur den Genossen? Die Vorgänge, bundesrätlicher Huld unterstellt, widern zunehmend an. So sehr, dass man zögert, die Wörter Söihäfeli und Söiteckeli noch im Diminutiv zu verwenden.

Wo Links-Grün die Macht an sich reisst, ist Dekadenz nicht mehr fern.

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Publiziert von Ulrich Schlüer

Dr. Ulrich Schlüer ist Historiker, Verleger und alt Nationalrat des Kantons Zürich. 1979 gründete Dr. Ulrich Schlüer die «Schweizerzeit», welche als bürgerlich-konservatives Magazin für Unabhängigkeit, Föderalismus und Freiheit bis heute erfolgreich seine Leserschaft bedient.

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2 Kommentare

  1. Lieber Herr Dr. Schlüer
    Wo Sie recht haben, haben Sie recht. So geht es in allen
    Departementen, Kantonen und Gemeinden zu und her.
    Zu den unschlagbaren Domänen
    aber gehören die Altersheime für
    die Klerikalen und Sozialisten.
    Zwecks Ausbeutung des Ersparten der Betagten und der KK bestehen klare gesetzliche
    Grundlagen nach den Muster
    sozialistischer Planwirtschaft.

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