Kürzlich hat die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli an einer Medienkonferenz mit Bundesrat Alain Berset und Regierungspräsidentin Silvia Steiner unmissverständlich darauf hingewiesen, dass im Kanton Zürich die ganze Infrastruktur bereit sei, um die Corona-Impfungen rasch und umfassend voranzutreiben. Aber das nütze wenig, weil der nötige Impfstoff immer noch nicht vorhanden sei. Der bevölkerungsreichste Kanton Zürich werde bei der Zuteilung benachteiligt. Bundesrat Berset, den sie direkt angesprochen hat, blieb ihr eine Antwort auf diese zentrale Frage schuldig.
In den meisten Print- und sozialen Medien und auf fast allen Fernsehkanälen dasselbe Bild. Statt die entscheidenden Fragen: «Warum ist in der Schweiz und vor allem im Kanton Zürich der nötige Impfstoff immer noch nicht vorhanden? Was tut der verantwortliche Gesundheitsminister, um diesen Missstand endlich zu beheben?» werden zum Teil Nebenschauplätze zelebriert: Promis werden als Vorbilder beim Impfen vorgeführt – obwohl der nötige Impfstoff für die breite Bevölkerung gar nicht vorhanden ist. Man redet vom Sinn oder Unsinn von Massentests, von der Impfpflicht für bestimmte Berufe, und man diskutiert, ob es zulässig sei, geimpfte Personen bei Restaurantbesuchen oder beim Reisen zu bevorzugen.
Offensichtlich will man von der Kernfrage des fehlenden Impfstoffes ablenken und die Verantwortlichkeiten vertuschen. Gleichzeitig werden ganze Wirtschaftsbereiche, insbesondere die Gastrobetriebe, weiterhin ohne plausible Begründung lahmgelegt und zum Teil in den Ruin getrieben.
Nun hat der Gesundheitsminister endlich drei Millionen Impfdosen in Aussicht gestellt – davon wird die erste Million aber erst im Lauf der Monate April, Mai und Juni greifbar sein – das heisst: Viel zu wenig Dosen viel zu spät! Unglaublich und geradezu skandalös ist in die- sem Zusammenhang, dass die Lonza dem Bundesrat offenbar schon lange eine Produktionslinie für einen Impfstoff angeboten hat, was dieser aber ablehnte.
Es ist nun höchste Zeit, dass der Gesundheitsminister die Anliegen der Kantone ernst nimmt und alles daran setzt, dass rasch genügend Impfstoff beschafft und auf die Kantone verteilt wird. Auch dem Kanton Zürich muss endlich ein angemessener Teil des bereits vorhandenen und des künftigen Impfstoffes zur Verfügung gestellt werden, damit das erwähnte Defizit ausgeglichen wird. In unserem Kanton konnte bis jetzt nur die Hälfte der ersten Gruppe (über 75-Jährige, besonders vulnerable Personen sowie Pflegepersonal) geimpft werden, während in andern Kantonen, zum Beispiel im Aargau und im Thurgau, auch jüngere Leu- te ihren Impftermin bereits bekommen haben.
Ich danke Frau Regierungsrätin Rickli für ihren grossen Einsatz und unterstütze ihre Bestrebungen, die Impfungen voranzutreiben und die Pandemie in den Griff zu bekommen.