Vor fünfzig Jahren wurde in der Schweiz auf Bundesebene das Frauenstimmrecht eingeführt. Die Abstimmung ist nun Anlass für zahlreiche Jubiläumsveranstaltungen, auch die Bundesfeier auf dem Rütli war dieses Jahr primär dem 50 Jahre-Jubiläum des Frauenstimmrechts gewidmet, das 730 Jahre-Jubiläum der Schweiz geriet dabei fast etwas in den Hintergrund.
An den Veranstaltungen zum Frauenstimmrechts-Jubiläum wird regelmässig auch Kritik an der im europäischen Vergleich späten Einführung geäussert, und es werden Forderungen nach mehr Lohngleichheit gestellt.
Man mag über die Schweiz im Jahr 2021 denken, wie man will. Hoher Wohlstand, ausgebaute Freiheitsrechte und weltweit wohl einzigartige Volksrechte – alles für Mann und Frau – wären an sich Grund für Dankbarkeit. Aber Dankbarkeit stört im feministischen Narrativ vom patriarchalen Joch.
Immerhin: Die offene Debatte zeigt anschaulich, dass unser politisches System fähig ist zur kritischen Selbstanalyse. Aber gilt das eigentlich auch für den zeitgenössischen Feminismus im In- und Ausland, der gern Fehler bei andern anprangert? Gerade unter Frauen ist die Art und Weise der zeitgenössisch-feministischen Agitation durchaus umstritten:
- Margaret Thatcher, erste britische Premierministerin:
«Dem Kampf um Frauenrechte verdanke ich nichts.»
- Meike Lobo, deutsche Autorin: «Der moderne Feminismus hat ein Problem: Viele Anhängerinnen diskutieren zu laut und zu wütend über Sprache, Mütter und Vorstandsposten. Kritik lassen sie kaum gelten.»
- Camille Paglia, US-amerikanische Kulturhistorikerin: «Der Feminismus ist zu einer Sammelschublade für Gemüse geworden, in der Trauben von anhänglich schluchzenden Schwestern ihre schimmeligen Neurosen aufbewahren können.»
- Phillys Schlafly, US-amerikanische Publizistin: «Die feministische Bewegung hat Frauen gelehrt, sich als Opfer eines unterdrückerischen Patriarchats zu sehen. Selbst auferlegte Opfer sind kein Rezept für Glück.»
Solche Zitate sucht man in den aktuellen Politikerinnen-Reden zum Frauenstimmrecht in der Regel vergebens. Nicht jede erfolgreiche Frau scheint das Privileg zu haben, im Namen der Frauen sprechen zu dürfen. Das bleibt im feministischen Narrativ jenen vorbehalten, die den Kampf und Konflikt zwischen Geschlechtern bemühen, obwohl gerade die Einführung des Frauenstimmrechts ein Produkt des aufeinander Zugehens beider Geschlechter war. Zeitgenössischer Feminismus lässt den Respekt vermissen, den er vom Gegenüber so lautstark einfordert.
von Patrick Freudiger
JA, wir Schweizer waren schon immer sehr fortschrittlich. So wurde der letzte Hexenprozess in Europa auch in der Schweiz abgehalten und die Frau per Schwert ermordet.
Die Oestereicherinnen konnten rund 60 Jahre vor den Schweizerinnen abstimmen, sollen die Frauen nun noch Dankbarkeit zeigen?
Zudem haben Sie Herr Freudiger wohl vergessen, das die SVP Blochers ja klar festhalten, dass wir hier in der CH in einer Diktatur leben.