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Klima, die politische Spielwiese für Wissenschaftler

In einer Woche stimmen wir ab über das CO2-Gesetz. Ob es angenommen wird oder nicht, hat Einfluss auf die Wirtschaft und Bevölkerung der Schweiz.

Keinen Einfluss hat der Ausgang der Abstimmung auf das schweizerische und das globale Klima. Und keinen Einfluss hat es auf die Klimadiskussion. Das Thema bleibt oben auf der politischen Traktandenliste, mindestens falls nicht eine ernsthafte Wirtschaftskrise die Welt erschüttern sollte. 2020 hat gezeigt, dass die CO2-Reduktionsziele dank dem Corona-bedingten Wirtschaftseinbruch erreicht wurden.

Klimapolitik und Klimawissenschaft

Die Wissenschaft engagiert sich stark in der Klimadiskussion. Das ist richtig und wichtig. Es ist der wissenschaftliche und technische Fortschritt, der uns den höchsten Lebensstandard aller Zeiten erreichen liess, und damit verbunden auch den höchsten Ausstoss an Treibhausgasen.

Die Wissenschaftler sollten sich dabei an die Regeln der Wissenschaft halten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler engagieren sich auch in der Klimapolitik. Auch das ist richtig. Falls sie als Wissenschaftler wahrgenommen werden wollen, müssen sie auch in der politischen Diskussion die Regeln der Wissenschaft befolgen. Sonst werden sie halt gewöhnliche Politiker, ohne den Bonus der Wissenschaftlichkeit.

Die Botschaft: Ich bin die Wahrheit

Der Klimawissenschaftler Reto Knutti kämpft an vorderster Front für das CO2-Gesetz. Die «Weltwoche» wirft ihm vor, die Wissenschaft zu frisieren. Sie beschreibt Knutti als Wissenschaftler, «der mit religiösem Eifer an der Weltrettung arbeitet». Das ist ein happiger Vorwurf für den ETH-Professor für Klimaphysik, der gleichzeitig Delegierter der Schulleitung für Nachhaltigkeit ist, und der «für seine Leistungen in der Erforschung des Klimawandels und für die Vermittlung seiner Erkenntnisse an die Öffentlichkeit» mit dem Preis der Stiftung Dr. J.E. Brandenberger 2018 ausgezeichnet wurde. 

Die Auslegeordnung der Fakten

Seine Entgegnung in der «Weltwoche» vom 27. Mai stellt Knutti unter den Titel «Naturgesetze sind keine Glaubenssache». Er sieht sich als Wissenschaftler diskreditiert und beansprucht für «Entscheide von gesellschaftlicher Tragweite wie den Klimaschutz», dass «eine saubere Auslegeordnung der Fakten primär die Aufgabe der Wissenschaftlerinnen und Ingenieure» sei.

Offensichtlich gehört für Knutti auch die Auswahl der Fakten zum Privileg der Wissenschaft. Damit will er auch die Traktandenliste der Politik bestimmen. Politiker sehen das anders.

Meine Auslegeordnung

Als politisch Interessierter und klimawissenschaftlicher Laie sehe ich die Auslegeordnung der Fakten wie folgt:

Die Klima-Erwärmung bringt Vor- und Nachteile. Knutti sagt dazu, die Auswirkungen des Klimawandels seien «vielfältig, aber vorwiegend negativ». Über das Positive verliert er kein Wort, das «vorwiegend Negative» sollen wir ihm einfach abnehmen. Mit Verlaub, das ist keine Auslegeordnung der Fakten, Knutti verbreitet seine Glaubenssache und spielt mit seiner Glaubwürdigkeit.

Gemäss Weltklimarat IPCC beträgt der globale Temperaturanstieg seit der vorindustriellen Zeit bis zum Jahr 2017 etwa 1° Celsius. Gegenüber der letzten Eiszeit vor rund 20’000 Jahren beträgt die Erwärmung 6° Celsius. Die Klima-Experten behaupten, die Klima-Erwärmung seit der Industrialisierung sei vom Menschen gemacht und vor allem abhängig vom Ausstoss von CO2. Der Temperaturanstieg seit der letzten Eiszeit ist dagegen nicht dem Menschen anzurechnen.

Die schädliche CO2-Belastung durch die Menschheit ist schnell berechnet. Man multipliziert die Anzahl Menschen mit dem CO2-Ausstoss pro Person. Zu Beginn der Industrialisierung um 1800 lebte rund eine Milliarde Menschen auf der Erde, heute sind es über 7,5 Milliarden. Alle Menschen wollen mehr Wohlstand. Während Jahrhunderten nahm der Wohlstand des Menschen proportional zu seinem Energieverbrauch zu. Und die Energie-Erzeugung produziert auch heute noch sehr viel CO2.

Rezepte für die Klimapolitik

Ein Grundrezept der Klimapolitik lautet damit: Weniger Menschen oder weniger Wohlstand. Wir finden die zwei Begriffe nicht in der «Auslegeordnung der Fakten» des Wissenschaftlers Reto Knutti. Das wäre politisch nicht korrekt.

Ein zweites Grundrezept: Die wichtigste Massnahme zur Reduktion des CO2-Ausstosses besteht im Ersatz fossiler Brennstoffe durch Elektrizität. Für deren CO2-freie und umweltfreundliche Erzeugung gibt es eine erprobte Technologie: Nukleartechnologie: Ein Beratergremium der EU-Kommission beurteilt Atomkraft in einem neuen Gutachten als nachhaltig. Wir finden das Thema nicht in der Auslegeordnung von Reto Knutti. Geht es ihm auch hier um seine «Glaubenssache»?

Klimageschichten

Reto Knutti erzählt bei seinen Auftritten gerne Geschichten und zeigt dabei eindrückliche Bilder vom Rückgang des Aletschgletschers. Ich habe eine ähnliche Geschichte: Seit ich vor rund sechzig Jahren den Morteratschgletschers (oberhalb Pontresina) erstmals begangen habe, ist dieser um rund 1’500 Meter geschrumpft. Das ist eindrücklich und wirft die Frage auf, wie es dazu kommen konnte.

Ein neuer Fund macht die Theorie von der menschengemachten Klima-Erwärmung etwas weniger eindrücklich. Kürzlich wurden am Ende des Morteratschgletschers mehrere Lärchen-Stämme gefunden, deren Alter von Wissenschaftlern auf rund 10’500 Jahre geschätzt wird. Der Gletscher war damals deutlich kleiner als heute, die Temperatur deutlich höher. Die damalige Klima-Erwärmung war bestimmt nicht menschengemacht.

Und noch eine Geschichte aus dem Limmattal, wo ich wohne. Hier lag vor gut 20 000 Jahren der Linth-Rheingletscher. Im Bezirkshauptort Dietikon war die Eismasse rund 250 Meter dick. Gottlob hat sich seither das Klima erwärmt.

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Publiziert von Hans Geiger

Hans Geiger ist em. Professor für Bankwesen, wohnhaft in Weiningen ZH.

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10 Kommentare

  1. Ohne die Klimaerwärmung hätten wir heute eine Eiszeit, deren Folgen für Mensch und Natur weit gravierender wären als eine Klimaerwärmung. Wir können die Probleme von Klimaveränderungen letztlich nicht mit politischen Ideologien und Verboten lösen, sondern durch technische Innovationen. Da bestehen leider bei den meist technik- und wirtschaftsfeindlichen Grünen Utopistinnen Denkblockaden. Anstatt politische Grabenkämpfe auszufechten, müssen die Auswirkungen des Klimawandels mit Technik abgeschwächt werden, z.B. durch Entsalzen von Meerwasser und Wasserpipelines ins Landesinnere. Wenn die alternativen Energiequellen dafür nicht ausreichen, müssen wieder KKW gebaut werden, da müssen die Grünen über ihren Schatten springen. Es müssen Nahrungspflanzen und Bäume gezüchtet werden, die widerstandsfähig gegen Hitze, Trockenheit und versalzene Böden sind, wenn nötig auch gentechnisch, weil das schneller geht.

  2. Der «Menschen-gemachte-Klimawandel» ist der grösste Betrug seit dem «Waldsterben», aber ein bislang erfolgreicher Betrug.

    Keiner kommt um ihn herum. Jeder argumentiert auf der Basis eines vermeintlichen Zusammenhangs von CO2 und Klima.

    Wenn wir da raus wollen aus dieser Falle müssen wir – wie beim Waldsterben auch – die ganze These in Frage stellen. Sonst wird das nichts.

    Die «Klimakatastrophe» findet NUR in Klimamodellen statt, welche bis jetzt allesamt fehlerhaft waren und schlicht falsch.

    Auf sogenannte Bürgerliche zu hoffen oder den gesunden Menschenverstand bei Politikern ist verlorene Mühe.
    Keiner dieser Politiker, KEINER, wird sich die Chance entgehen lassen Luft zu besteuern und daraus seine Pfründe zu schöpfen. Die Einen werden das tun was sie angekündigt haben und die «Gemässigten» werden, nun ja, uns «gemässigt» versklaven. Den wer Kohlenstoff kontrolliert, der kontrolliert jeden. Überall ist Kohlenstoff gebunden, das ganze Leben basiert auf Kohlenstoff.

    Zeit unsere Freiheit zu verteidigen gegen den neuen roten Terror.

  3. Zur Erinnerung: Unsere Luft besteht aus 78 Prozent Stickstoff, 21 Prozent Sauerstoff, etwas weniger als ein Prozent Edelgas und 0,038 Prozent CO2. Von den 0,038 Prozent CO2 produziert die Natur selbst 96 Prozent. den Rest ,vier Prozent,produziert der Mensch. Das sind 0,00152 Prozent der Luft. Soll dieser verschwindende Anteil der Luft den Klimawandel verursachen ?

    • Ich möchte nicht kleinlich sein aber der menschengemachte Anteil beträgt lediglich 1-3%.

      Wieso man jetzt auf fixe 4 oder sogar von 5% liest weiss ich nicht.

      Die Spanne von 1-3% ergibt sich dadurch, weil der Gesamtausstoss abhängig ist von der Natur, genauer von Vulkanausbrüchen. Bleiben diese aus ist man bei ca. 3%, gibt es viele Vulkanausbrüche sinkt der Anteil auf knapp 1%.

  4. Angenommen Herr Knutti, die Erderwärmung seit der Zwischeneiszeit der letzten 15´000 Jahren hätte nicht stattgefunden, hätten Sie keinen Job als Professor an der ETH Zürich. Mit grösster Wahrscheinlichkeit würden Sie gar nicht Existieren. Die Kulturen in Europa hätten sich nicht entwickeln können, die Menschen würden noch immer in Höhlen leben, auf komplizierte Weise Feuer Entfachen um der Kälte zu Trotzen. Nehme an, dass auch die Mammute noch in unserer Zeitrechnung Lederkleider geliefert hätten und vor allem die Tiere die grossen Nahrungslieferanten wären. Die Wisenten und alle Wiederkäuer, ihre Furzorgien mit grösster Befriedigung ausleben dürfen ohne Kritik gewisser Homo Sapiens die heutzutags ihre Fürze in den Hirnzellen Produzieren mit abstrusen Ideen. Ob das Klima noch etwas wärmer wird, spielt auch für diese keine Rolle, ihr Dasein auf unserem Planeten ist ja nur eine kleine Zeitspanne, zum Glück für das „Vernunftstier“!

  5. Planet Erde ist keine Spielwiese – der Mensch muss arbeiten und das Leben gestalten -💃🏽👮👨‍👨‍👧‍👧👟👣
    Die Wahrheit kennen wir Menschen nie ganz , wir sind immer auf der Suche 🕵 nach der Wahrheit : wir können uns entwickeln , und das ist interessant –
    Wir sind » Suchende » auf dem Lebensweg – mitgestalten zu können ist : eine wunderbare Aufgabe –

    Leider gibt es Menschen die : » etwas kaputtmachen» zb.
    Kriege anstiften und Andere betrügen – Waffen bauen 🔫und sie verkaufen und dabei reich werden 💷💶💰
    Ich kann wählen : will ich das Leben schützen oder will ich das Leben zerstören ?🍀☘🍃🌻🍄🌎🌍🌏
    Ich will das Leben schützen : deshalb fahre ich Velo und ich esse Bio 😀😍😜😇

  6. An der Klimadiskussion der letzten Jahre stört die Fixierung auf das CO2. So heisst ja auch das Gesetz. Niemand redet vom Methan. Dieses ist viel klimaschädlicher als CO2 im Sinne der Erwärmung. Davon werden fast 400 Millionen Tonnen/Jahr ausgestossen. Lachgas ist noch extrem klimaschädlicher als selbst Methan. Allerdings ist da der Ausstoss zum Glück gering. Nach dem CO2-Gesetz bräuchte es also noch ein Methangesetz. Sonst bleibt die Klimasache Stückwerk. Das CO2-Gesetzt bedeutet somit: Sehr viel Aufwand, Bürokratie, wenig Wirkung.

  7. Allgemeinwissen zur Klimaerwärmung

    Falsch: die Zunahme von Co2 in der Atmosphäre steigt und es gibt eine Klimaerwärmung. Richtig: die Temperaturen steigen und mit einer Verzögerung (von ein paar Jahren bis 100Jahren) folgt das Co2 (Zunahme) der Temperatur.

    Aber dieses Physikalische Gesetz ist für Professor Knutti zu viel Fachwissen um es zu verstehen.

  8. In den 80-ern sagte man noch eine neue Eiszeit voraus.
    Das Komische ist nur, das es die Physiker sind die bei der ganzen Klimadebatte Federführend sind. Das waren sie auch in den 80-ern.
    Treibhauseffekt? Wie denn? Eine CO2-Hülle? Ich dachte immer CO2 ist schwerer als Luft!
    Wo sind all die Meteorologen, welche das Wetter studieren?
    In der ganzen Menschheit hat sich der Mensch vor dem Klima geschützt, und heute wollen wir das Klima schützen??

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