Schon seit längerer Zeit wollen uns die Banken, die Kreditkartenunternehmen und die Kryptowährungs-Abenteurer weismachen, dass die Tage des Bargeldes gezählt seien. Wenn man jedoch die ausstehenden Banknoten pro Kopf der Bevölkerung des jeweiligen Währungsgebietes betrachtet, stellt man fest, dass das Gegenteil der Fall ist. In der Euro-Zone, in den USA und in der Schweiz hat der Notenumlauf pro Kopf einen neuen historischen Höchststand erreicht. Diese hohen Barbestände könnten Anzeichen eines wachsenden Misstrauens gegen die Regierungen und möglicherweise auch gegen die Banken sein.
Zweifellos hat die Null- und Negativzinspolitik einiger Notenbanken dazu geführt, dass die Leute lieber Banknoten im Tresor bunkerten als Negativzinsen zu bezahlen. Auch die Abschaffung der finanziellen Privatsphäre und die wachsende Angst vor Enteignungen von Sparern mit grösseren Kontobeständen haben zu Bargeldbezügen geführt. Allein schon die in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie für ein EU-weites Vermögensregister durch die EU oder die IWF-Studie zur Ermittlung des potenziellen Ertrages für die Regierungen bei der Erhebung einer 10 %-igen einmaligen Vermögenssteuer, rechtfertigen solche Ängste durchaus.
Man muss aber auch davon ausgehen, dass in einigen Ländern ausserhalb der eng definierten Währungsgebiete vermehrt Banknoten in USD, Euro und Franken als Parallelwährung gehalten werden, um sich vor dem Zerfall der eigenen Währung und der lokalen hohen Inflation zu schützen. So schreitet die Dollarisierung in der Türkei, in Lateinamerika und in einigen asiatischen Ländern zügig voran. Die Regierungen bzw. die von ihnen instrumentalisierten Notenbanken versuchen, die Notenhortung einzudämmen, indem sie die grossen Noten wie die Euro 500er Note aus dem Verkehr ziehen. Sie tun dies unter dem scheinheiligen Argument «Kampf gegen die Geldwäscherei». In Tat und Wahrheit geht es jedoch darum, die Regierungen bei ihrer Politik, totale Kontrolle über die Finanzen ihrer Bürger zu gewinnen, zu unterstützen.
Die Möglichkeit, seine Ersparnis in Banknoten unter der Matratze aufzubewahren hatte einen wichtigen disziplinierenden Nebeneffekt. Wenn die SNB ihren Negativzins beispielsweise auf minus 2 % gedrückt hätte, wäre wohl ein Sturm auf die Bankschalter erfolgt, und die Notenbank wäre nicht in der Lage gewesen, rechtzeitig in ausreichendem Ausmass Banknoten zu drucken und auszuliefern. Somit gilt: Nur Bares ist Wahres!
Deshalb gilt es, sämtliche Vorstösse, die auf eine Abschaffung von Bargeld oder den Einzug grosser Banknoten abzielen, zu bekämpfen. Bargeld bedeutet Freiheit, auch wenn die Inflation laufend an der Kaufkraft knabbert.
Hans Kaufmann, ehem. Nationalrat, Wettswil ZH
Schätzen wir uns also umso glücklicher, dass wir eine Bargeld-Initiative unterstützen können, hoffentlich mit einem raschen Zustandekommen und in der Folge mit einem noch kaum je erlebten Ja-Anteil bei der diesbezüglichen Volksabstimmung!