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Weihnachten à la Alain

Seit Beginn der Pandemie hat sich der Bundesrat beim Vorstellen der Regeln nie gerade mit Ruhm bekleckert. Unvergessen bleiben die Schikanen, denen sich Skigebiete, die Fitnessbranche aber auch Restaurants und Ladenbesitzer ausgesetzt sahen.

Den Vogel abgeschossen hat der Bundesrat nun aber mit dem in die Vernehmlassung gegebenen Vorschlag, private Treffen ab zehn Personen nur mit einem Zertifikat zu erlauben. Offen bleibt vorerst, ob Kinder auch betroffen sind. Man stelle sich vor, wie dies zu handhaben und zu protokollieren wäre.

So müsste beim Eingang in die Wohnung wohl ein Empfangsdesk eingerichtet werden – nicht, dass dann einer der Verwandten sich durch unterlassene Kontrolle unerlaubten Zugang zum Wohnzimmer verschaffen würde. An diesem Desk müsste das Zertifikat minutiös geprüft werden – und selbstverständlich auch mit der Identitätskarte des Verwandten verglichen werden. Alsdann müsste wohl eine Art Protokoll geführt werden. Denn beim Anrücken der garantiert von einem der neuen Blockwarte verständigten Hermandad müsste die Kontrolle wohl lückenlos dokumentiert werden können.

Bibliothek nur mit Zertifikat – Bordell geht ohne

Man darf sich fragen, welchem kranken Denkorgan solche Ideen entspringen. Seit Beginn der Pandemie sage ich immer, die Massnahmen müssen verhältnismässig, nachvollziehbar und praktikabel sein. Da ist es aktuell einer Mutter nur schwer zu erklären, warum sie zwar im völlig überfüllten Tram in den Zoo hinauffahren darf – dort dann aber ein Zertifikat braucht, um draussen rumzulaufen. Man(n) darf zwar ohne Zertifikat ins Bordell, man darf sich am «Black Friday» in völlig überfüllte Läden stürzen und sich mit anderen Kaufwilligen um die Sonderangebote prügeln – aber bitte nicht ohne Zertifikat in eine Bibliothek.

Und all diese Massnahmen sollen dazu dienen, dieses Virus einzudämmen. Es wurde eine Impfwoche mit Künstlern veranstaltet, wobei wohl jeder dachte, dass sich diese kostenlos in den Dienst einer guten Sache stellen würden. Aber weit gefehlt: Es wird regelrecht abgezockt – egal, ob jemand an eines dieser ad hoc- Konzerte kommt. Ebenso werden Tourbusse mit deutschen Kennzeichen organisiert, also ein klarer Verstoss gegen das Kabotageverbot. Die arg gebeutelte Reisebusbranche muss staunend zusehen, wie ausgerechnet jenes Amt, das ihr die Umsätze richtiggehend vermiest hat, nun deutsche Firmen engagiert.

Flaschenhals endlich beseitigen

Wir dürfen nie vergessen: Der Lockdown und die unsägliche Zertifikatspflicht waren doch offiziell nur eingeführt worden, weil eine Überlastung der Plätze auf den Intensivstationen drohte und angeblich noch immer droht. Warum um Himmels Willen hat der Bundesrat diese allerwichtigste Aufgabe, nämlich die Schaffung weiterer Intensivpflegeplätze, sträflich vernachlässigt? Er liess sogar zu, dass noch mehr Intensivpflegebetten abgebaut wurden. Vor der Pandemie hatte die Schweiz nämlich rund zwölfhundert Intensivpflegebetten. Diese wurden zu Beginn der Pandemie auf rund fünfzehnhundert erhöht, dann aber auf nur noch knapp achthundert abgebaut. Wo sind denn die unter Druck und in Eile beschafften Beatmungsgeräte hingekommen? Sie waren doch eben gerade für diese Betten gedacht…

Nationalrat Thomas Matter forderte anlässlich der Beratung zum Covid-Gesetz am 2. Dezember 2021 im Nationalrat per Einzelantrag die Sicherstellung von mindestens zwölfhundert Intensivpflegebetten. Er verglich den Abbau mit einer Halbierung der Panzerflotte mitten in einem Krieg. Und in der Tat ist der Zustand einer Mangelversorgung mit Intensivpflegebetten (inkl. Pflegepersonal) dem besten Gesundheitswesen der Welt unwürdig. Eben gerade deshalb, weil sich richtigerweise alle staatlichen Massnahmen, Regeln und Verbote zur Eindämmung des Corona-Pandemie sich grundsätzlich auf die Auslastung der Intensivpflegestations-Kapazitäten ausrichten.

Matter betonte, dass die Kosten für eine Erhöhung der Intensivpflegestations-Kapazitäten wohl nicht höher wären als der Hundert Millionen Franken-Impfwoche-Flop des Bundesrats. Doch dieser Antrag wurde mit 57 zu 130 Stimmen abgelehnt. Es ist fast unglaublich – die wichtigste Massnahme wird einfach abgelehnt, nur weil der Antrag dazu von einem Mitglied der SVP gestellt wurde.

Endlich Stichproben an den Grenzen

Auch die stichprobenmässige Kontrolle von drei Prozent der rund einer Million Grenzübertritte wurde schnöde abgelehnt – lieber drangsaliert und schikaniert man die Bürger im eigenen Land, bevor man eine der wirksamsten Massnahmen gegen die Einschleppung weiterer Virus-Varianten einführt.

Konzeptloser Bundesrat – willfähriges Parlament

Der Bundesrat handelt seit Beginn der Pandemie fahrig, unüberlegt und hangelt sich von Massnahme zu Massnahme. Es ist weder eine klare Strategie noch ein Konzept ersichtlich. Und die willfährige Mehrheit des Parlaments hilft ihm noch dabei – egal wie unsinnig die Massnahmen auch sind.

Es scheint, dass sich die Verantwortlichen um die Beendigung dieser Massnahmen gar nicht interessieren – sondern den eingeführten Zustand geradezu zelebrieren. Glättli, Wermuth, Walti und Co. scheinen sich in der Rolle der Panikmacher und Schikanierer zu gefallen. So können sie vom eigenen und dem Versagen ihrer Bundesräte ablenken.

Immerhin darf man hoffen, dass es nicht wieder zu einem Grenzzaunbau gegenüber Deutschland kommt – denn sonst wäre das beliebte Erholungsgebiet eines gewissen Bunderats wohl auch für ihn nicht mehr erreichbar…

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Publiziert von Andreas Glarner

Andreas Glarner ist Unternehmer und SVP-Nationalrat des Kantons Aargau.

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13 Kommentare

  1. Guten Tag Herr Glarner
    Sie sprechen mir aus dem Herzen!
    Ich darf mit meiner bald 88-jährigen Mutter nicht einmal mehr einen Kaffee trinken gehen, aber Kinder und Jugendliche, unter denen es zur Zeit am meisten «Positive» (nicht Kranke!) gibt, können ohne Tests in jedes Museum, Restaurant, oder was auch immer. Logik?
    Es wurde gesagt, die Impfung schützt davor sich anzustecken. Warum fürchten sich denn die Geimpften vor mir? Logik?
    Inzwischen ist bekannt, dass Geimpfte das Virus genau gleich weitergeben können, dennoch sollen sie sich – 2G sei Dank – bald überall ohne Masken und Tests frei bewegen können. Logik?
    Ich sehe seit Beginn der Pandemie nichts als pure Willkür! Bis heute kann ich auch nicht verstehen, weshalb unser (AG) Gesundheitsdirektor zu einem Hardliner mutierte! Zuerst war er entspannt und liess uns, im Vergleich zu anderen Kantonen, noch gewisse Freiheiten, aber inzwischen habe ich das Gefühl, als würde er am liebsten alle zum Impfen nötigen! Warum? Was ist passiert?
    Es gäbe noch viel mehr, das ich aufführen möchte, denn mit «Logik» hat das alles nichts mehr zu tun! Es ist pure Willkür.
    Würde mich gerne mal persönlich mit Ihnen unterhalten, aber es würde leider auch nichts ändern.

  2. Tja, 60 Prozent der Bevölkerung sind ja der Meinung, der Bundesrat mache absolut das Richtige! In solchen Zeiten bräuchte es in der Regierung Leute mit Format. Das, was sich bei uns unter der Kuppel in Bern räkelt, ist alles andere als das, was wir dingend benötigen. Die Zeit wird kommen, in der auch unsere Kadavergehorsamen und Obrigkeitshörigen Ja-Sagende die Stunde der Wahrheit erleben werden.

  3. Sie haben mit fast allem Recht, Herr Glarner, aber Grenzkontrollen sollten wegen der illegalen Immigration stattfinden und nicht wegen der Plandemie. Viren kann man nicht kontrollieren. Punkt 1. Und Punkt 2: Nochmals, wir haben keine Pandemie. Wir haben ein Politiker-Medien-Komplott gegen die Bevölkerung, dessen Ziel – aus welchen Gründen auch immer – dir Durchimpfung ist.
    Aber ich und viele Andere werden uns nie impfen lassen. Und mit nie meine ich nie.
    Das sollten die Impfpflichtbefürworter bedenken. Eine Situation mit Toten und Verletzten ist auch nicht im ihren Interesse, ausser sie sind bereit ihr Leben zu riskieren um Personen gegen ihren Willen persönlich zu impfen. Aber etwas befürworten und die Dreckarbeit auslagern ist feige und nicht zu Ende gedacht.
    Dieser Impfstoff ist giftiger Dreck!
    Und auch wenn es sauber wäre ist es immer noch mein Entscheid ob ich will oder nicht.

  4. Für mich ist eine ganz klare Strategie erkennbar: Es geht nur, wirklich nur um die Erhöhung der Impfquote. Damit kann man alle Entscheide des Bundes erklären. Die Impfstoffhersteller finden das auch gut.

  5. Bravo Andreas Glarner ! Wenn wir SVPler nur schon den Mund aufmachen werden wir harsch kritisiert. Die SVP ist wohl leider die einzige Partei die noch für unsere Heimat einsteht und mit normalem Menschenverstand Politik macht, denn die Mittelparteien verstricken sich ja je länger denn je mit der links-grünen Sauce. Es lebe unser Vaterland und die SVP !

  6. Es ist wirklich unglaublich was hier in Sachen Betten und Massnahmen (Grenz-Kontrollen vorgeht. Noch viel unglaublicher, dass die ursprünglich bürgerlichen Parteien (FDP und Mitte CVP) der links-rot-grünen Support geben.
    Erstaunlich wie man mit unserem Steuergeld und ‹Gebühren-Geldern› umgeht. Wie lange lassen sich die Steuer-Zahler noch gängeln ?

  7. Zuerst, die Erinnerung an den 28. September 2021:

    Berset, 62 Punkte
    Schwurbler und SVP 38 Punkte

    Hier nochmals aufführen möchte ich die im Oktober 2021 von Sotomo durchgeführte Umfrage zu den Bundesräten. Berset mit 4,2 Punkten an der Spitze, Mauer SVP mit 3,3 Punkten abgeschlagen. Die SVP wollte auch schon mal das Volk die Bundesräte wählen lassen! Was wäre da wohl das Resultat?

    Die SVP unterstützt über Monate diverse Gruppierungen und Impfgegner. Das alles nur, um in diesem trüben Sumpf nach Stimmen zu fischen. Die SVP hilft somit aktiv mit, dass wir in der Schweiz keine höhere Durchimpfung erreichen. Gemäss den Verantwortlichen der Spitäler liegen auf den Intensivstationen >90% ungeimpfte Patienten.
    Und nun kommt Herr Matter von der gleichen SVP und fordert eine sofortige Erhöhung der Intensivbetten. Das, notabene nachdem die Politik die seit Jahrzehnten bekannte Problematik verschlafen hat. Da musste das Volk dem Parlament auch die Richtung vorgeben.

    • Im «trüben Sumpf» lebt es sich viel (Angst-) freier und gesünder. Auch informierter.
      «Durchimpfung»! Merken Sie überhaupt was für Wörter Sie benutzen? Ist das Ihr Ernst? Sind wir in der DDR? Da ging es ja auch immer um «höhere Ziele».
      Wieviele Zyklen wollen Sie noch erdulden bis klar wird, dass es hier nicht um Gesundheit geht?

  8. Das Virus ist » Etwas Lebendiges » niemand wusste in der Schweiz wie es : tickte !
    Die Politiker waren auf die Informationen der Mediziner angewiesen – 🕴🕴🎓🎓🎓✨✨✨💥💥
    Die Erfahrungen mit diesem Virus veränderten sich immer wieder – deshalb mussten die Massnahmen angepasst werden !
    Es ging um einen Lernprozess – 🙇🏻🙇🏻🙇🏻🙇🏻
    Mit ein wenig Fantasie und mit Humor können wir ganz gut leben – irgendwann ist dieser Spuck zu Ende 🌈🌌⛄️🎃

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