Der frühere Schweizerzeit-Autor Olivier Kessler hat vor kurzem einen Roman veröffentlicht – eine «Dystopie», also eine fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung. Im Zürich anno 2048 fristet die Hauptfigur Mike ein trostloses Dasein: Im staatlichen Sozialkreditsystem gerade erst degradiert worden, darf er seinen ursprünglichen Job nicht mehr ausüben, kein Fleisch essen, sich nur mit dem Tram fortbewegen und seinen Wohnbezirk nicht verlassen. Wer die Regeln verletzt, wird sofort bestraft – zum Beispiel mit Bussen, die in Echtzeit vom Konto abgezogen werden. Es gibt nur noch digitales Zentralbankgeld, das mit einem Mausklick abgewertet oder dem Bürger entzogen werden kann. Die Menschen leben in einem ökosozialistischen Überwachungsstaat – und alles wurde nur «mit den besten Absichten» eingeführt: um das Klima zu retten und eine friedliche Ordnung zu haben…
Die Geschichte regt zum Nachdenken an. Der politisch interessierte Bürger stellt unweigerlich Bezüge zu Diskussionen her, die heute geführt werden – und erkennt, wo es enden kann, wenn sich die Rezepte der Sozialisten und Globalisten durchsetzen – selbst wenn sie alle mit den besten Absichten begründet werden. Da wäre beispielsweise die linke Vision der «15-Minuten-Städte», die in Zürich bereits vorangetrieben wird. Das Konzept, das vorsieht, dass darin den Bewohnern alle wichtigen Anlaufstellen in maximal 15 Minuten zugänglich gemacht werden, mündete in Kesslers Roman «Befreiungsschlag» im Albtraum einer Art moderner Gefängnisse, in denen die Bürger eingepfercht bleiben, um ihren ökologischen Fussabdruck zu minimieren.
Oder Sozialkreditsysteme, die in Staaten wie China schon heute Realität sind und mit welchen autoritäre Regierungen ihre Bürger überwachen, bewerten und sanktionieren. Allen Sozialkreditsystemen ist gemein, dass ihnen elektronische Identitätssysteme zugrunde liegen, die es staatlichen Stellen erlauben, das komplette Leben der Menschen zu registrieren. Immer mit den besten Absichten natürlich – um die Menschen vor sich selbst zu schützen, um zu wissen, wer welche Internetseiten besucht oder wie viel Alkohol oder Fleisch jemand gekauft hat…
Am 28. September stimmen wir in der Schweiz über die Einführung einer staatlichen E-ID ab – den Anfang aller unfreien Zukunftsszenarien. Ziehen wir die richtigen Schlüsse. Es gibt nur ein lautes Nein zur E-ID!
