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Keine Ausweitung von Tempo 80 auf Schweizer Autobahnen – für eine verlässliche, leistungsfähige Infrastruktur

Offener Brief an den Bundesrat und das ASTRA von Nationalrat Thomas Knutti

Sehr geehrter Herr Bundesrat Rösti
Sehr geehrte Damen und Herren

Mit grosser Besorgnis haben wir zur Kenntnis genommen, dass das ASTRA plant, die Temporeduktion auf 80 km/h auf weiteren Abschnitten des Schweizer Autobahnnetzes auszuweiten. Dieser Schritt ist aus verkehrstechnischer wie auch volkswirtschaftlicher Sicht der falsche Weg.

Ein pauschales Absenken der Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen erhöht die Komplexität des Verkehrsflusses und trägt nicht zur angestrebten Entlastung bei – im Gegenteil: Häufige Wechsel der Tempolimite führen nachweislich zu Verunsicherung bei den Verkehrsteilnehmenden, zu ineffizientem Fahrverhalten, erhöhtem Unfallrisiko und zusätzlichem Stauaufkommen. Genau das lässt sich auf Abschnitten wie der A2 bei Pratteln beobachten, wo trotz Tempo 80 nach wie vor regelmässig Stauzeiten von bis zu 45 Minuten gemessen werden.

Wir fordern daher eine grundsätzliche Rückbesinnung auf das Prinzip der klaren, konsistenten Verkehrsführung. Die Regelgeschwindigkeit auf Autobahnen muss bei 120 km/h bleiben, mit situativen Anpassungen dort, wo es die Verkehrssicherheit oder bauliche Gegebenheiten zwingend erfordern. Die derzeitige Tendenz zu flächendeckenden Temporeduktionen widerspricht diesem Prinzip und lässt keine differenzierte, datenbasierte Steuerung erkennen.

Die Faktenlage ist eindeutig:

  • Die Schweiz verfügt über einen der modernsten Fahrzeugparks Europas.
  • Die gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzeugprüfungen gehören zu den strengsten weltweit.
  • Die Technik moderner Fahrzeuge – insbesondere im Bereich Fahrassistenzsysteme und Bremswegverkürzung – hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt.

Schon 1995 erkannte der Bundesrat in seiner Antwort auf die Interpellation 95.3270 (Zwahlen Jean-Claude) die Notwendigkeit, Tempolimiten auf Autobahnen zu vereinheitlichen. Die damals formulierten Argumente sind heute aktueller denn je, nicht zuletzt angesichts der über 55’000 Staustunden, die jährlich auf unseren Strassen anfallen. Tempo 80 ist keine Lösung für dieses Problem. Im Gegenteil: Es verlängert Staus und verschärft die Situation für Pendlerinnen und Pendler sowie den Wirtschaftsverkehr.

Wir appellieren daher an den Bundesrat und das ASTRA

  • die geplante Ausweitung von Tempo 80 umgehend zu stoppen,
  • kurzfristig auf bereits bewährte Massnahmen wie die PUN (Pannenstreifenumnutzung) zu setzen und
  • mittelfristig eine intelligente Verkehrssteuerung mit technologischer Unterstützung umzusetzen.

Zusätzlich regen wir an, zu prüfen, ob das nächtliche Fahrverbot für den Schwerverkehr von derzeit 5.00 Uhr auf 4.00 Uhr vorverlegt werden könnte. So liesse sich der Pendlerverkehr in den Morgenstunden besser entflechten, ohne die Logistikkette zu gefährden.

Verkehrspolitik muss lösungsorientiert, technologiebasiert und wirtschaftlich vertretbar sein.

Tempo 80 auf Schweizer Autobahnen erfüllt keines dieser Kriterien. Stattdessen schwächt es das Vertrauen in die Verkehrspolitik, verursacht volkswirtschaftliche Kosten und schränkt den Alltag der Bevölkerung unverhältnismässig ein.

Wir werden in der Wintersession entsprechende parlamentarische Vorstösse einreichen, um die Weichen wieder auf eine funktionierende, moderne und sichere Verkehrsinfrastruktur zu stellen.

Mit bestem Dank für Ihre Aufmerksamkeit und der Erwartung eines Kurses der Vernunft.

Freundliche Grüsse

Thomas Knutti, Nationalrat Kanton Bern
Rémy Wyssmann, Nationalrat Kanton Solothurn
Roman Bürgi, Nationalrat Kanton Schwyz
Stefanie Heimgartner, Nationalrätin Kanton Aargau
Yves Pahud, Nationalrat Kanton Waadt

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Publiziert von Thomas Knutti

Thomas Knutti ist Unternehmer und SVP-Nationalrat des Kantons Bern. Er ist Vorstandsmitglied des Egerkinger Komitees.

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