Gianna Jessen ist ein menschliches Wunder. Sie hat nicht nur ihre eigene Abtreibung überlebt. Man prophezeite ihr, dass sie aufgrund der dadurch entstandenen Schäden niemals werde sitzen, sprechen oder laufen können. Doch ihr Lebenswille war stärker und sie lief sogar zwei Marathons. Am Samstag, den 20. September 2025, erzählt die US-Amerikanerin beim «Marsch fürs Läbe» in Zürich-Oerlikon aus ihrem Leben.
In ihrer Geburtsurkunde vom 6. April 1977 steht: «Beim Eintreffen im Krankenhaus waren keine Wiederbelebungsmassnahmen notwendig». Ein Wunder, wenn man bedenkt, was ihr widerfahren ist. Denn eigentlich sollte sie tot geboren werden: Ihre Mutter entschied sich im siebten Schwangerschaftsmonat, Giannas Leben durch eine Abtreibung mittels Salzlösung zu beenden – einer Methode, bei der das Kind mit einer Kochsalzlösung verätzt wird, die Haut und inneren Organe also quasi verbrennen.
Doch Gianna überlebte den Eingriff: «Ich weigerte mich zu sterben,» sagt die 48-Jährige, die als Folge der Verätzung an einer Zerebralparese leidet. «Ich trage die Spuren eines Mordversuchs an meinem Körper», erklärt sie. «Ist das nicht ironisch? In unserer Gesellschaft ist es akzeptiert abzutreiben, wenn das Kind behindert ist. Ich aber habe diese Behinderung wegen der versuchten Abtreibung.»
Dass Gianna keine Verbitterung, sondern eine grosse Fröhlichkeit und Offenheit anzumerken ist, zeichnet sie neben ihrer enormen Willensstärke aus. Damit möchte sie auch schwangeren Frauen beistehen und sie zu einem Ja zu ihrem Kind ermuntern. «Pro Life» zu sein heisst für sie, «die Unschuldigen zu verteidigen, wo immer sie sind». Dazu sei es notwendig, den Frauen im Konflikt wirklich zuzuhören, aber auch Klartext über Schwangerschaft und Abtreibung zu sprechen und Hilfe anzubieten.
«Wo waren die Frauenrechtlerinnen, als ich abgetrieben werden sollte?»
Angesprochen auf die oft ins Feld geführten Frauenrechte fragt die Überlebende: «Wenn es bei Abtreibung um Frauenrechte geht, wo waren dann meine? Wo waren die Frauenrechtlerinnen, als ich abgetrieben werden sollte? Sie alle wollten, dass ich an diesem Tag sterbe. Ist es irrelevant, dass ich immer noch mit den Folgen zu kämpfen habe?»
Gianna Jessens Geschichte ist so spektakulär, dass sie 2011 in dem Kinofilm «October Baby» frei verfilmt wurde. Nun bietet sich am morgigen Samstag, den 20. September 2025, beim diesjährigen «Marsch fürs Läbe» die Gelegenheit, sie in der Schweiz live zu hören. Start ist um 15 Uhr am Marktplatz in Zürich-Oerlikon.
Der Marsch fürs Läbe findet statt am: