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Dekadenz

Eben noch – Freitag für Freitag – zogen sie streikend durch Strassen, Anklagen skandierend, den Verkehr lahmlegend, den Amtsträgern die Leviten lesend, die Generation, der sie den ihnen reichlich zugute kommenden Wohlstand verdanken, skrupellos als Klima-Kriminelle schmähend.

Dann kam Corona – mit Eindämmungs-Anordnungen der Landesregierung.

Die Schulen wurden geschlossen. Den älteren unter den Freitagsstreikern wurde Allein-Vorbereitung auf die Maturitätsprüfung zugemutet. Und alsbald setzt das Zittern ein. Die, die eben noch unter Medienapplaus allen Erwachsenen die Schuld an angeblicher Klimakatastrophe ins Gesicht geschleudert haben, sehen sich ausserstande, ihre Reife für ein Hochschulstudium aufgrund eigenständiger Vorbereitung unter Beweis zu stellen. Klägliches Jammern unter Juso-Führung hebt an: Selbststudium, Selbstvorbereitung – unmöglich, ohne dass sie jemand am Händchen zu führen bereit ist.

Jämmerlich, wahrhaft jämmerlich …

Erziehungsdirektorinnen und -direktoren – Pardon: Heute sind es natürlich Bildungsdirektoren. Jugendliche, die zu demonstrieren wissen, sind schliesslich über alle Erziehung erhaben. Sie selbst geben den Ton an – wenigstens dann, wenn der Forderungsauftritt in lautstarkem Chor inszeniert werden kann.

Viele Bildungsdirektoren wollen sofort nachgeben, Verständnis heuchelnd für die zum Lernen Allein-Gelassenen. Sechs Jahre Unterricht bei kompetenten Lehrern gilt nichts, wenn lieber Demonstrierende zwei Monate allein auf die Maturitätsprüfung lernen müssten. Man soll ihnen, meinen Bildungsdirektionen – andernfalls wohl Schmäh von Seiten der Medien fürchtend – das Reifezeugnis lieber schenken.

Haben sich die gleichen Bildungsdirektionen nicht jahrelang damit gebrüstet, heutzutage würde Jugendlichen aller Stufen «selbständiges Lernen» vermittelt? Das sei gleichsam der Kern aller Bildungsreformen im Zeitalter selbständig auftretender Jugendlicher. Sagten sie. Und jetzt, wenn Maturanden zwei Monate selbständig lernen müssten, ist der Stolz auf zeitgemässe Reformbereitschaft so kläglich wie vollständig in sich zusammengefallen.

Jämmerlich auch das Einbrechen der Bildungsdirektorinnen und -direktoren. Dekadenz prägt Bildungsreformen und Bildungsreformer von heute.

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Publiziert von Ulrich Schlüer

Dr. Ulrich Schlüer ist Historiker, Verleger und alt Nationalrat des Kantons Zürich. 1979 gründete Dr. Ulrich Schlüer die «Schweizerzeit», welche als bürgerlich-konservatives Magazin für Unabhängigkeit, Föderalismus und Freiheit bis heute erfolgreich seine Leserschaft bedient.

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4 Kommentare

  1. Ja, Herr Schlüer, da stimme ich Ihnen zu 100% zu. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Es ist jämmerlich, wahrhaft jämmerlich, dass die jungen Schüler jeden Freitag auf die Strasse gehen müssen. Die jungen, engagierten Leute müssen das tun, weil unsere gewählten, alten und meist männlichen Politiker in den letzten Jahrzehnten in Sachen Klimaschutz nichts zu Stande gebracht haben.

  2. Wer nicht fähig ist, selbstständig für eine Ausbildung zu lernen, der ist auch nicht fähig, selbstständig eine eigene Meinung zu bilden – in dem Sinne, ist diese wohlstandsdegenerierte Jugend, mitsamt ihren maximal geheuchelten Anliegen, was die ganze Klimahysterie betrifft, NULL ernst zu nehmen !!

  3. Eine dumme und komplizierte Bildungspolitik hat vielen Kindern die Freude am Lernen verdorben –
    Der Jugendwahn , immer wieder neue, teure Lehrmittel und : Integration ! Integration ! Integration !
    Warum müssen die Schüler riesige, schwere Rucksäcke umhertragen ? Was hat es dort drin? Meilensteine ?
    An einer Demo können sie frei herumspazieren und herumschreien – das macht Spass –

  4. …. und die Medien hatten eben noch ausnahmslos vom Klimawandel und den jungen Freitags-Protesten berichtet. Seither gab es einige weitere konzentrierte Medien-Hysterien wie: (1) Covid «Hilfe unsere Spitäler sind überfordert» und singt für das Krankenpersonal das sehnlichst auf Patienten wartete! (2) Die angeblich völlig unverantwortliche Vorgehensweisen gewisser erfolgreicher Staatsmänner (ja nichts Gutes melden), jetzt (3) Die Welt brennt wegen Unruhen betreffend «Rassismus». Damit haben die Medien den Schwarzen sehr geschadet, denn nun hat sich durch die «Schlachten» das Ansehen der Schwarzen noch weiter verschlechtert – und die Medien haben von einem Tag zum andern vergeblich versucht zu verbreiten, dass es sich bei allen Demonstrationen der Farbigen um friedliche Demonstrationen der trauernden Schwarzen handle. Warum gibt es eigentlich noch Leute, welche den Medien noch glauben?

    Unsere Medien sind verantwortlich für all die Hysterie der Linken, sie werden die Unruhen in den USA weiter behandeln, bis es etwas anderes an den US-Regierung zu kritisieren gibt, denn:

    ZUR ZEIT LÄUFT DER PROZESS GEGEN DIE «VERSCHWÖRUNG» GEGEN PRÄSIDENT TRUMP (ObamaGate) WELCHER ENDLICH AUFZEIGT WER HINTER DEN FALSCHEN ANSCHULDIGUNGEN STAND. Die Anschuldigungen wegen der angeblichen Verbandelung mit RUSSLAND, wer hat sich wie für diese «Verschwörung» engagiert. Welche Personen sich wie einsetzten für das unglaubliche «AMTSENTHEBUNGSVERFAHREN» und die verschiedenen linken «HEXENJAGDEN» gegen unschuldige Republikaner. Jetzt sagen nahmhafte Republikaner in diesem neuen Prozess aus –

    UND DAS SOLLEN WIR IN EUROPA AUF KEINEN FALL ERFAHREN!
    Deshalb lauter schillernde Fake-News!

    Die Medien tun alles, um andere «Lügenberichte» und «Falschmeldungen» zu senden, nur damit der derzeitige Erfolg der USA und die Enthüllungen der Verschwörung gegen Trump bei uns in Europa nicht bekannt werden.
    Ich frage mich, warum man die Medien nicht für «Fake-News» und «Missinformation» bestrafen kann oder wenigstens die dafür verantwortlichen Journalisten! Es muss sein, dass vor allem unsere Regierungen auch dahinter stecken.

    Ich bin überzeugt, dass die Medien lieber «Kriege» hinnehmen würden, als dass sie sich auf ihre Aufgaben zurückbesinnen. Beim SRF ist die Führung eine junge, aufstrebende Frau (sie hatte gute Absichten) der am Anfang von den eigentlichen «SRF-Drahtziehern» alles versprochen wurde, und die sich deshalb nun überhaupt nicht mehr durchsetzen kann. Wie man dies nennt, wissen vor allem Anwälte und Staatsanwälte!

Die erste Nationalrätin Obwaldens

Vorfahrt für Arbeit!