Machtrausch

Es geschah am 15. November 2020. Ort des Geschehens: Restaurant Schloss­ hof in Dornach im Kanton Solothurn. Eine Gruppe von sieben Personen wünscht zu tafeln. Der Wirt verlangt – ebenso korrekt wie nachdrücklich – die Einhaltung der erlassenen Co­rona­ Schutzmassnahmen. Der Hauptsprecher der Siebner­ Gesell­schaft – schon diese Zahl ist höher als grenzwertig – protestiert lautstark, unterstützt von einem zweiten, der sich alsbald als Vater des Protestierenden entpuppt: Die zwei Tische, auf welche die Siebner­ Gesellschaft Corona­ bedingt ver­teilt wurde, seien zusammenzuschieben – was der korrekte Wirt unter Protest der Gesellschaft verhindert.

Der protestierende Hauptsprecher der Gruppe entpuppte sich schliesslich als Regierungsrat – aus einem anderen Kan­ton. Er ist ein besonderer Regierungsrat: Gesundheitsdirektor. Und auch noch Prä­sident der Konferenz der Gesundheitsdirektoren aller Kantone. Er ist der, welcher im Fernsehen, im Radio, in der Presse laufend Einschränkungen verlangt und verfügt, der gar mit erneutem «Lockdown» droht, wenn die Disziplin der Bevölkerung nicht genüge.

All das verfügt er für das «gewöhnliche Volk». Er selbst glaubt sich, in einen Nachbarkanton ausweichend, nicht unbedingt daran halten zu müssen. Schliesslich gehört er zur höheren Gesellschaftsschicht, Herr Regierungs­rat Lukas Engelberger aus Basel.

Machtrausch reisst ihn fort: «Nicht­ Gewöhnlichen» wie ihm, in einen Nachbarkanton ausweichend, sei das Fes­ten auch in Corona ­Zeiten gestattet.

Auch andere verfallen in «besonderer Lage» dem Machtrausch: Der Chef jener «Task force», der sich vor den Medien als Einsperrgeneral in Szene setzt. Als dem Gastgewerbe das generelle Schliessen um 19.00 Uhr diktiert wurde, fragte ihn, Taskforce ­Chef Mar­tin Ackermann, ein Journalist, warum gemeinsames Mittagessen weniger ansteckend sei als gemeinsames Nachtessen. Aus der Antwort wurde klar: Gesund­heitspolitisch hat der Schliessbefehl für das damit teils existenzgefährdend getroffene Gastgewerbe keine Be­deutung. Umerziehung der Bevölkerung masst sich der Taskforce ­Chef damit also an. Wie in Zeiten der «Gnä­digen Herren».

Machtrausch diktiert. Wie lange schaut das Parlament noch zu?