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Vom Weckruf zum Desaster

Hamed Abdel-Samad (geb. 1972), profilierter Kritiker des islamistischen Terrors, verbreitete am 11. September 2021 über Facebook die folgende Botschaft:

«9/11 war ein Weckruf, der weder von Muslimen noch vom Westen gehört wurde. Muslime hätten erkennen müssen, dass sie über Jahrhunderte in ihrer Mitte ein Monster der Gewalt grossgezogen und gefüttert haben. Der Westen hätte gegen den Islamismus wie damals gegen die Nazis kämpfen müssen: Erst militärisch vernichten, dann gegen Ideologie vorgehen.

Doch von Reflexion bei Muslimen war zunächst keine Spur. Und im Westen kam es nicht zur Entislamisierung, sondern zum Kuscheln mit dem Islamismus. Muslime verfielen nach den Anschlägen in Selbstmitleid und Apologetik. Ihnen war das Bild des Islam wichtiger als die Zukunft ihrer Länder und ihrer Kinder und das Leben der vielen Opfer. Und der Westen war zu naiv zu glauben, es gäbe einen moderaten Islamismus, den man dem radikalen Islamismus entgegensetzen könne.

Also, statt die Strukturen des Islamismus im Westen mit aller Vehemenz zu zerschlagen, schuf man neue Strukturen und neue islamistische Vereine, die nun sogar Partner der westlichen Staaten sind in Sachen Kampf gegen Islamismus und Rassismus. Politiker, die diesen Schritt gegangen sind, erinnerten mich an jene naiven westlichen Politiker von damals, die an einen moderaten Flügel in Hitlers Regime glaubten und auf Dialog setzten, bis Hitler die Tschechoslowakei verschlungen und Polen angegriffen hatte.

Das Ergebnis des Schweigens und der Apologetik der Muslime war, dass nach Al-Qaida und der Taliban nun der IS, Boko Haram, Abu Sayyaf, Jama’a Islamiyya, Dchihad Islami, Chabab Miliz, Hamas, Muslimbruderschaft, Al-Huthi und hunderte andere islamistische Gruppierungen die Geschicke in der islamischen Welt bestimmt und die Länder in Elend und Bürgerkriege gestürzt haben.

Auch der Westen wurde mit einer beispiellosen Welle des Terrors überzogen. Das Sicherheitsgefühl der Bürger hat sich massiv verändert. Weihnachtsmärkte schauen aus wie Militärkasernen. Und die moderaten Islamisten, die man unterstützt hat, um die Integration von Muslimen zu fördern, sind Integrationsverhinderer und Radikalisierungsbeschleuniger geworden.

Zwanzig Jahre nach 9/11 sind die Taliban und der IS nach mehreren militärischen Niederlagen wieder da, weil man ihre Soldaten und ihre Waffenlager angriff, aber nicht die theologische Quelle des Hasses, die sie grossmachte. Man sitzt sogar mit ihren Brüdern im Geiste an einem Tisch und hofiert sie als Partner des Staates immer noch. Man will sogar die Taliban mit Geld unterstützen, damit sie gegen den IS in Afghanistan vorgehen können. Nun sind die Taliban die Moderaten, morgen vielleicht der IS selbst!

Zwanzig Jahre nach dem 11. September ist der Islamismus stärker denn je und Integration gescheiterter denn je. Aber weder das Thema Islamismus noch das Thema Integration steht im Wahlkampf auf der Agenda der etablierten Parteien. Islamisten sitzen in westlichen Parlamenten, beraten Politiker und gelten als Kämpfer gegen Rassismus, während Islamkritik aus der Politik und zunehmend aus den Medien verschwindet. Salafisten laufen frei herum und predigen im Namen der Religionsfreiheit, während ihre Kritiker nur unter Polizeischutz auftreten können. Das woke Europa schläft weiter und diskutiert lieber über Gen-der*Sternchen.

Ich habe lange vor dieser Entwicklung gewarnt, aber nur Wenige haben zugehört. Die meisten sind lieber woke als wachsam, und sie werden dafür irgendwann einen hohen Preis zahlen, denn die Krankheiten einer Gesellschaft werden nicht von alleine geheilt, und die Dummheit verjährt nicht!

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Publiziert von Schweizerzeit

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